Management Summary
Besonderer Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags
- Junge Zielgruppen erreichen: Non-lineare Ausspielwege spielen in der Mediennutzung junger Menschen eine entscheidende Rolle. funk spricht die avisierten Zielgruppen dort an, wo sie es erwarten: in Social Media. Damit wird ein wesentlicher Teil junger Menschen zwischen 14 und 29 Jahren von funk-Inhalten erreicht.
- Beitrag zum demokratischen Diskurs: Indem funk für viele junge Menschen sichere und vertrauenswürdige Kommunikationsräume schafft, trägt das Content-Netzwerk zum demokratischen Diskurs in einem Teil der Bevölkerung bei, der von klassischen Medien immer weniger erreicht wird – und stattdessen den zum Teil problematischen Diskursen in Social Media ausgesetzt ist. funk leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft – und somit einen spezifischen und unverzichtbaren Beitrag zur Erfüllung des Auftrags von ARD und ZDF.
Strategische Neuausrichtung des Angebots
- Verjüngung des Angebots: Im Berichtszeitraum zeichnete sich ab, dass sich das Durchschnittsalter der funk-Nutzenden aus dem Alters-Korridor des Auftrags herauszubewegen drohte. Die Neuausrichtung des Portfolios hatte zum Ziel, dies zu ändern. In der aktuellen repräsentativen Studie wurde eine Zunahme der Nutzung in der jüngsten Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen um elf Prozentpunkte auf insgesamt 79 % gemessen.
- Strategiefähigkeit: Das ist das Ergebnis einer vor zwei Jahren entwickelten und seither konsequent umgesetzten Strategie – was zeigt, dass funk strategiefähig ist und sein Portfolio wirkungsvoll steuert.
Erfolg – Die Bilanz
- Erfolg: Acht Jahre nach dem Start ist funk heute erfolgreicher als jemals zuvor: Inzwischen kennen 88 % der 14- bis 29-Jährigen funk bzw. mindestens ein Format von funk. 78 % der Zielgruppe haben bereits funk-Angebote genutzt.
- Strategische Steuerung des Portfolios: Im Berichtszeitraum wurden im Rahmen der Strategie 33 Formate neu gestartet. Das entspricht mehr als der Hälfte der aktuell bei funk publizierten Angebote (Stand 30.09.2024). Gleichzeitig wurden reichweitenstarke Formate wie MaiLab, Y-Kollektiv oder TRU DOKU an ARD-Landesrundfunkanstalten bzw. an das ZDF übergeben, wenn der Altersschnitt der Nutzenden außerhalb der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen lag. Viele weitere Formate wurden aus Portfolio-Gründen beendet.
- Zukunftsfähigkeit: Mit der Beendigung und dem Transfer von Formaten in die Landesrundfunkanstalten und das ZDF hat funk sich in Bezug auf Zielgruppenansprache, Plattformpräferenzen und Themeninteressen erfolgreich auf das veränderte Mediennutzungsverhalten der Gen Z eingestellt.
Innovationen bei funk
- Technische Innovation: funk hat die Steuerung des funk-Portfolios und seiner Inhalte stark verbessern können. Dafür werden zum ersten Mal – neben den eingeführten Review-Methoden – Künstliche Intelligenzen erprobt. Diese technischen Weiterentwicklungen werden zukünftig eine noch genauere Steuerung des Gesamtportfolios und seiner Inhalte ermöglichen.
Herausforderungen
- Effizienz: Im Rahmen der Verjüngung des Angebots konnten unausgeglichene Teuerungseffekte im Programm-Budget durch vorausschauende Steuerung und effiziente Beauftragung neuer Programme abgefedert werden. Weitere Effizienzsteigerungen sind nicht zu erwarten.
- Budget: Das weiterhin gleichbleibende, jedoch durch Teuerungseffekte real sinkende funk-Budget wird sich deshalb künftig auf das Portfolio durchschlagen. Auf Sicht droht eine Reduzierung des funk-Portfolios und eine Gefährdung des Erfolgs von funk in der Zielgruppe. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk riskiert damit die Bindung zu nachwachsenden Zielgruppen – und entfernt sich noch weiter von einer medialen Generationen-Gerechtigkeit, die für junge Zielgruppen proportional genauso viele Mittel einsetzen sollte wie für seine älteren Zielgruppen.
Die funk-Zielgruppe ist auch nach dem letzten Berichtszeitraum, in dem die Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine extreme Unsicherheiten ausgelöst hatten, in weiten Teilen in Sorge um die eigene Zukunft. Im Oktober 2023 erschütterte der Angriff der Hamas auf Israel die Welt. Die sich zuspitzende Situation im Nahen Osten dominiert die Nachrichtenlage, beeinflusst noch immer das gesellschaftliche Klima in Deutschland und prägt Diskurse.
Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“, die seit 2020 regelmäßig vom Jugendforscher Simon Schnetzer durchgeführt wird, verdeutlicht, dass zusätzlich Sorgen wie Inflation, Krieg in Europa, teurer bzw. knapper Wohnraum, die Spaltung der Gesellschaft sowie der Klimawandel junge Menschen derzeit in besonderem Maße beschäftigen. Insgesamt spielt die Frage eine zentrale Rolle, wie unter diesen Voraussetzungen eine vielversprechende Zukunft gestaltet werden kann. Bei aller Verunsicherung zeigt die Studie jedoch auch, dass es noch immer einen „jugendtypischen Optimismus“ gibt und die Jugendlichen in Deutschland sich insgesamt eine deutliche Verbesserung ihrer persönlichen Situation in den nächsten zwei Jahren erwarten.
Als Medienangebot, das sich dezidiert an diese junge Zielgruppe richtet, muss funk mit dieser Stimmungslage der jungen Generation umgehen und die damit einhergehenden Mediennutzungsbedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfüllen. Die inhaltlichen Strategien der funk-Formate konzentrieren sich daher in unterschiedlichen Ausprägungen auf folgende Aspekte:
- Sorgen und Ängste junger Menschen ernst nehmen und ihnen Raum geben
Über Hintergründe informieren, komplexe Sachverhalte verstehbar machen
Orientierung bieten, Sachverhalte einordnen bzw. erklären und verschiedene Perspektiven auf die Welt zeigen
Inspirieren und dabei helfen, sich selbst und andere zu verstehen
Zugehörigkeitsgefühl vermitteln und dadurch Gemeinschaft herstellen
Unterhalten, Spaß und Entspannung schaffen
Durch eine systematische Content-Strategie, die vielfältige Bedürfnisse abdeckt, gelingt es funk und seinen Formaten ausweichlich der Zahlen und den Rückmeldungen aus der Zielgruppe, das Repräsentationsgefühl der jungen Zielgruppe zu stärken.
Dieser Bericht gibt einen Überblick über das Content-Netzwerk funk von ARD und ZDF für 14-bis 29-Jährige im Zeitraum vom 01. Oktober 2022 bis zum 30. September 2024. Dabei soll gemäß den Bestimmungen im Medienstaatsvertrag (§ 33 Abs. 6) insbesondere auf folgende Aspekte eingegangen werden:
- 1. den besonderen Beitrag von funk zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags;
2. das Erreichen der Zielgruppe, die zielgruppengerechte Kommunikation sowie die
verstetigten Möglichkeiten der Partizipation der Zielgruppe;
3. die Nutzung des Verbreitungswegs außerhalb des für das Content-Netzwerk
eingerichteten eigenen Portals nach § 33 Absatz 5 Satz 2 und 3 MStV;
4. das Ergebnis der Prüfung der Verweildauer;
5. Die Aufteilung der Produktionen nach Art und Herkunft
1. Ein besonderer Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags – Der Überblick
Zielgruppenspezifische Mediennutzung
Non-lineare Ausspielwege spielen in der Mediennutzung junger Menschen eine entscheidende Rolle. So zeigt etwa die ARD/ZDF-Medienstudie 2024, dass in der Alterskohorte der 14- bis 29-Jährigen 88 % der Bewegtbild-Nutzung auf non-lineare Beiträge entfällt. Nur 12 % der Video-Nutzung finden in dieser Altersgruppe linear statt. Auch im Audiobereich sind deutliche Unterschiede zu beobachten, hier liegt die non-lineare Nutzung von Audioangeboten bei 68 %.
Besonders unterstrichen werden muss in dieser Zielgruppe die Relevanz von Social Media. 92 % der jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren nutzen Soziale Netzwerke wöchentlich, 74 % sogar täglich. Insbesondere Plattformen wie Instagram, TikTok, Snapchat und YouTube werden intensiv genutzt, wobei sich die Relevanz der Plattformen für die junge Zielgruppe kontinuierlich wandelt. Am deutlichsten zu spüren ist dieser Effekt bei TikTok. Die Kurzvideo-App wird 2024 von 52 % der 14- bis 29-Jährigen mindestens einmal wöchentlich genutzt. 2023 lag dieser Wert noch bei 42 % und ist damit innerhalb eines Jahres um zehn Prozentpunkte angestiegen (alle Daten: ARD/ZDF-Medienstudie 2024).
Junge Zielgruppen über Soziale Netzwerke erreichen
Die Video-Trends der Landesmedienanstalten 2023 zeigen, dass die Nutzung von Online-Videos in der sogenannten Generation Z (hier definiert als geboren zwischen 1996 bis 2009) unter allen Altersgruppen am höchsten ist. Gerade Sozialen Netzwerken kommt dabei in der jungen Zielgruppe ein hohes Meinungsbildungsgewicht zu. So stimmen etwa in der Studie „Wie die Deutschen Social Media nutzen“ (Bitkom 2023) mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 16 und 29 Jahren der Aussage „Ohne soziale Netzwerke würde ich oft nicht wissen, was in der Welt geschieht“ zu. Diese Entwicklung belegt auch der Reuters Digital News Report 2024, der zeigt, dass die Bedeutung Sozialer Netzwerke als Hauptnachrichtenquelle in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreicht hat. Hier geben 35 % der 18- bis 24-Jährigen an, dass Soziale Netzwerke für sie die wichtigste Quelle für Nachrichten sind. funk spricht deshalb die avisierten Zielgruppen dort an, wo sie es erwarten.
Distributionsstrategie über Drittplattformen – Licht und Schatten
Das Gesamtportfolio von funk besteht aus rund 60 regelmäßig publizierenden Formaten, die ihre Inhalte vorrangig über Drittplattformen wie YouTube, TikTok, Instagram, Snapchat, Twitch und Audio-Streaming-Dienste (insbesondere Spotify) distribuieren.
Die Distribution von funk-Formaten über Drittplattformen schließt dabei eine kritische Auseinandersetzung mit ebendiesen Plattformen sowie ihren Algorithmen nicht aus. funk-Formate aus verschiedenen Genres thematisieren sowohl die Logiken und Risiken von Sozialen Netzwerken als auch die Hintergründe zu den Unternehmen, die hinter den Plattformen stehen, regelmäßig auf inhaltlicher Ebene. So deckt das Format Fakecheck desinformierende Inhalte direkt auf TikTok auf, der Plattform, über die suspekte Beiträge besonders häufig verbreitet werden. Diese Aufklärung auf der betroffenen Plattform selbst vergrößert aufgrund der algorithmischen Präferenzen die Chance, dass diejenigen mit den Faktenchecks erreicht werden, denen das ursprüngliche Video ausgespielt wurde. Im Berichtszeitraum wurden zudem zahlreiche weitere Beiträge veröffentlicht, die sich mit den kritischen Seiten von Social Media auseinandersetzen. MrWissen2go geht bspw. der Frage nach, wie gefährlich TikTok für uns ist, DIE DA OBEN! analysiert antisemitische Inhalte auf TikTok und Beyond Gossip beleuchtet das Thema „Oversharing“ auf Social Media, also die unnötige Preisgabe privater Details.
Es bleibt ein zentrales Anliegen von funk, alle Inhalte frei zugänglich auf den eigenen Portalen zur Verfügung zu stellen. Somit ist es nicht notwendig, Drittplattformen zu nutzen, um funk-Inhalte zu rezipieren. Alle funk-Formate sind daher auch ohne Login und ohne Zugangsbeschränkungen auf der eigenen Website (www.funk.net) sowie in den Mediatheken von ARD und ZDF und der ARD-Audiothek verfügbar. Für die Verbreitung der Inhalte auf externen Plattformen gelten die von ARD und ZDF erarbeiteten Richtlinien gem. § 33 Abs. 5 S. 3 MStV, die besonders den Daten- und Jugendschutz sowie die Vermeidung von Werbung sicherstellen.
Erfolgreiche Steuerung des Angebotsportfolios
Die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist sehr heterogen. Die Lebenswelten und auch die Themeninteressen sind bspw. für eine 14-jährige Schülerin andere als für einen 29-jährigen Familienvater im Berufsleben. Auch die Mediennutzung unterscheidet sich stark: die jüngere Gen Z präferiert häufig Hochkant-Videos auf TikTok, während ältere Zielgruppen eher Instagram und YouTube nutzen. funk spricht deshalb mit seinen speziell entwickelten Formaten Teilzielgruppen an, indem die entsprechenden Bedürfnisse und Mediennutzungsgewohnheiten berücksichtigt werden.
Ergebnis ist ein Gesamtportfolio, das auf Formatebene sehr stark unterschiedliche Teilzielgruppen anvisiert. Jedes neue Format wird mit realistischen qualitativen und quantitativen Zielen beauftragt, die halbjährlich evaluiert werden. Werden Ziele nicht erreicht, werden die Formate konsequent beendet, um die vorhandenen Mittel möglichst effizient für Formate einzusetzen, die zur erfolgreichen Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags von funk beitragen. Die gesetzten realistischen Ziele richten sich dabei nach der theoretisch erreichbaren Gesamtzielgruppe. Im Falle von kleineren Teilzielgruppen können die absoluten quantitativen Ziele deshalb entsprechend niedrig sein. So bspw. bei dem Format Hand drauf, welches explizit junge Gehörlose anspricht. Die Evaluation der Ziele erfolgt durch Auswertung von Nutzungsdaten der Drittplattformen sowie regelmäßiger repräsentativer Medienforschung.
Das Steuerungsprinzip von funk ist ein Erfolg: Eine repräsentative Online-Befragung im Auftrag von SWR- und ZDF-Medienforschung aus Mai 2024 zeigt, dass 78 % der Zielgruppe schon einmal funk bzw. funk-Formate genutzt haben. Damit hat die Nutzungsquote ihren bisher höchsten Wert erreicht und übersteigt den Wert aus dem Jahr 2022 (77 %). Die Bekanntheit der Dachmarke funk sowie der einzelnen Formate liegt 2024 bei 88 %. Im Vergleich zu 2022 bedeutet dies ebenfalls einen Anstieg um zwei Prozentpunkte (Bekanntheitsstudie 2024, OnlineBefragung, 1. Welle). Damit wird ein wesentlicher Teil junger Menschen zwischen 14 und 29 Jahren (insgesamt 13,4 Mio. Menschen in Deutschland) von funk-Inhalten erreicht.
Die besondere Bedeutung von funk für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags
Auftrag von funk ist es, die Lebenswirklichkeit und die Interessen junger Menschen abzubilden. Indem funk diese Lebenswirklichkeit und die Interessen junger Menschen in den Mittelpunkt seiner Inhalte stellt, soll das Angebot gemäß des Medienstaatsvertrags einen besonderen Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags leisten (§ 33 Abs. 1 MStV). Der Reuters Digital News Report 2021 zeigt deutliche Unterschiede hinsichtlich des Repräsentationsgefühls der Bevölkerung in der medialen Berichterstattung. Insbesondere die junge Zielgruppe zwischen 18 und 24 Jahren empfindet den Anteil der Nachrichten, die sich mit Menschen in ihrem eigenen Alter befassen, als zu gering (42 %). Als Jugendangebot ist es die Aufgabe von funk, diese Zielgruppe medial zu repräsentieren, Themen aufzugreifen, die den Interessen junger Menschen entsprechen und dabei Inhalte zu produzieren, die öffentlich-rechtlichen Qualitätskriterien entsprechen und demokratische Werte vermitteln.
Entsprechend umfasst das Portfolio von funk Angebote, die der Kultur, Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung, die einem öffentlich-rechtlichen Profil entspricht, dienen. In diesem Rahmen werden vielfältige Themen – von Politik bis Popkultur – aus einer jungen Perspektive aufbereitet.
Die inhaltliche Bandbreite des funk-Portfolios
In Anlehnung an die 14 „Human Values“, die unter anderem die BBC einsetzt, um ihr Portfolio inhaltlich zu steuern, sollen funk-Formate zentralen Bedürfnissen in der Zielgruppe – in all ihrer Unterschiedlichkeit – entsprechen. Diese beziehen sich etwa auf Aspekte wie „die Welt verstehen“, „sich zugehörig fühlen“ oder auch „sich entspannen/Spaß haben“. Die funk-Formate bilden dabei ein breites thematisches Spektrum ab: Von Heimat und Tradition (sag_mal) über Wirtschaft und Finanzen (Was kostet die Welt? und highperformer.henning) bis hin zu Sport (Einfach Fussball, WUMMS oder Die mit den Dunks).
Das Portfolio von funk kann man dabei in die drei übergeordneten Kategorien Information, Orientierung und Unterhaltung unterteilen, wobei jede Kategorie wiederum vielfältige Formate beinhaltet:
- Informationsformate beschäftigen sich bspw. mit Themenbereichen wie Wirtschaft, Politik, Recht, Gesellschaft oder Gesundheit.
- Orientierungsformate bilden unter anderem Aspekte rund um Identität, Glauben und Religion, Inklusion, Aufklärung und Medienkompetenz ab.
- Im Unterhaltungsbereich finden sich Challengeformate, aber auch fiktionale Webserien sowie Humor- und Satireformate. Auch Themen wie Sport, Streaming, Filme und Serien oder Musik-Kultur werden im Unterhaltungsbereich aufbereitet.
Informierende und orientierende Formate bilden einen entscheidenden Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags von funk ab: Um an politischen Prozessen zu partizipieren, an gesellschaftlichen Diskursen teilzuhaben und fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist es essenziell, das Geschehen in der Welt zu verstehen. Diesem Bedürfnis dienen viele der Angebote aus den Kategorien Information und Orientierung. Hinzu kommt, dass gesellschaftliche und politische Entwicklungen, wie bspw. der Krieg im Nahen Osten, ein hohes Bedürfnis nach geprüften Informationen und sachlichen Einordnungen in der jungen Zielgruppe wecken. Dies erfolgt bspw. in Formaten wie MrWissen2go, DIE DA OBEN!, Was die Woche wichtig war – Der funk-Podcast oder Der Dunkle Parabelritter, die das Geschehen für eine junge Zielgruppe einordnen und Debatten anregen.
Inzwischen kennen 69 % der funk-Zielgruppe mindestens ein Informationsformat von funk, mehr als die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen haben diese bereits genutzt (Bekanntheitsstudie 2024, Online-Befragung, 1. Welle). Bekannte funk-Köpfe wie Mirko Drotschmann (MrWissen2go) gelten dabei in der Zielgruppe als vertrauenswürdige und zuverlässige Informationsquelle zum Weltgeschehen. Dies zeigt sich auch daran, dass das Analyse-Video „Angriff gegen Israel! Und jetzt?“, das MrWissen2go noch am 7. Oktober 2023, dem Tag des Angriffs der Hamas auf Israel, veröffentlichte, mit mehr als 1,75 Mio. Views auf YouTube zu einem der meist abgerufenen Videos des Formats im Berichtszeitraum zählt.
Übergreifende inhaltliche Schwerpunkte
In netzwerkübergreifenden Themenschwerpunkten greifen funk-Formate regelmäßig für die Zielgruppe relevante Themen auf und bilden in ihnen eine möglichst große Vielfalt an Perspektiven ab. Dabei wird ein übergeordnetes Thema von verschiedenen funk-Formaten auf ihre je format- und plattformspezifische Weise umgesetzt. So stiften netzwerkübergreifende Themenschwerpunkte wertvolle Debatten und Diskurse in der Zielgruppe.
Im Oktober 2022 beschäftigten sich im Rahmen des Themenschwerpunkts „Deutschland 1.0“ sieben funk-Formate zum Beispiel mit der Frage, warum die Digitalisierung in Deutschland so schleppend vorangeht. Der Fokus des Schwerpunkts lag insbesondere auf dem mangelnden digitalen Fortschritt in den Bereichen Bildung, innere Sicherheit, Medizin und Breitbandausbau. Insgesamt erzielten die Beiträge zu „Deutschland 1.0“ rund 1,4 Mio. Views auf YouTube (Stand: 30.09.2024).
Einen der zentralen thematischen Schwerpunkte im Berichtszeitraum bildete die Europawahl im Juni 2024. Das grundlegende, redaktionelle Gesamtkonzept für die Inhalte-Strategie zur EU-Wahl wurde bereits ein Jahr im Voraus entwickelt. Basis waren u. a. eine eigens initiierte Abfrage der Zielgruppen-Bedürfnisse mit Blick auf die Wahl sowie qualitative Zielgruppenbefragungen. Die umfassende Vorbereitung zeigte, dass die funk-Zielgruppe mit grundlegenden Fragen auf die EU-Wahl blickte, sodass funk strategisch vor allem auf Wissensvermittlung auf verschiedenen Ebenen im Content-Netzwerk setzte. Ziel war es, die EU und ihre Funktionsweise sowie die Auswirkungen der Wahlen für die Zielgruppe greifbarer zu machen. Zahlreiche funk-Formate thematisierten die EU-Wahl aus verschiedenen Perspektiven. DIE DA OBEN! und MrWissen2go analysierten beispielsweise Wahlprogramme – sowohl der etablierten Parteien als auch von Kleinparteien. Über europapolitische Themen sprachen außerdem Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten wie Fabio de Masi, Katarina Barley, Jens Spahn und Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Politik-Podcast ABSOLUTE MEHRHEIT.
Europäische Themen wurden von funk-Formaten jedoch auch aus ungewöhnlicheren Perspektiven beleuchtet. So ging das Wirtschaftsformat Was kostet die Welt? der Frage nach, warum es in Europa keine Tech-Giganten gibt. ATLAS analysierte kuriose Fakten aus verschiedenen europäischen Ländern, z.B. was das Geheimnis hinter dem Glück der Menschen in Finnland ist. highperformer.henning warf einen satirischen Blick auf den Lobbyismus, und im Reportageformat follow me.reports erklärten junge Landwirte und Landwirtinnen, welchen Einfluss EU-Regularien auf ihre Arbeit haben. Auch auf TikTok wurde die EU-Wahl auf vielfältige Weise thematisiert. So behandelte 70 Sekunden Wiki eine ganze Reihe von Themen mit Europabezug und DIE DA OBEN! erklärte Wahlprogramme in 60 Sekunden. Insgesamt erzielten die Angebote zur EU-Wahl 8,41 Mio. Views auf YouTube (19 Videos), 6,92 Mio. Views auf TikTok (29 Videos) und die neun Podcast-Folgen zur EU-Wahl erzielten auf Spotify rund 239.00 Streams. Die Sonderfolge des funk-Podcasts Was die Woche wichtig war ist inzwischen die meistgehörte Episode des Podcasts seit Start des Formats (Stand: 30.09.2024).
Wachsende Bekanntheit der Marke und Markensteuerung
Teil des inhaltlichen Konzepts von funk ist eine klare Absenderkennung der Inhalte, da Beiträge auf Drittplattformen dezentriert genutzt werden. Seit dem Start des Content-Netzwerks im Oktober 2016 hat sich die Marke funk kontinuierlich weiterentwickelt, und die Bekanntheit der Dachmarke ist in der Zielgruppe beständig gestiegen. 2024 hat die Bekanntheit der Dachmarke funk ihren bisherigen Höchstwert erreicht: Inzwischen kennen sie 61 % der 14- bis 29-Jährigen (Bekanntheitsstudie 2024, Online-Befragung, 1. Welle).
In den vergangenen acht Jahren haben sich jedoch nicht nur die Marke funk und ihre Wahrnehmung in der Zielgruppe weiterentwickelt, auch die Relevanz und Mechaniken der Plattformen haben sich verändert. Während zum Start von funk noch längere Videos auf YouTube den wesentlichen Anteil des Portfolios ausmachten, hat sich die Nutzung inzwischen verschoben hin zu einer verstärkten Nutzung von kurzen Inhalten im Vertical-Format. Diese Verschiebung erfordert auch eine adäquate Markenbildung, um im dynamischen Umfeld der Drittplattformen Zugehörigkeit und Wiedererkennung zu ermöglichen.
Im Berichtszeitraum wurde die Marke funk daher einem Rebranding-Prozess unterzogen, um die Markenstrategie plattformgerecht weiterzuentwickeln und die Zuordnung der Formate zur Dachmarke funk weiter zu erhöhen. Der Prozess – in den auch Fokusgruppen aus der Zielgruppe einbezogen wurden – mündete in einem angepassten und dadurch besser lesbaren Logo inklusive neuer Corporate-Identity-Farbe und einem sowohl konsistenten als auch plattformgerechten Branding, das insbesondere Vertical-Videos gerecht wird. Auch die neue Schriftart ist präsenter und einfach zu lesen.
Dass diese Maßnahmen Wirkung zeigen, verdeutlicht auch das hohe Markenwissen der Zielgruppe: 53 % derjenigen, die funk kennen, wissen, dass das Angebot Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist. Trotz des nach wie vor hohen Werts ist hier im Zeitverlauf eine leicht sinkende Tendenz zu beobachten. So lag der Zuordnungswert zu ARD und ZDF im letzten Bericht noch bei 58 %. Gründe für das leicht gesunkene Markenwissen liegen möglicherweise in der intensiven Erneuerung des Portfolios und den damit neu erschlossenen Zielgruppen, die die Zugehörigkeit erst wieder lernen müssen.
Ausgezeichnete Qualität des Angebots
Im Berichtszeitraum wurden funk-Formate mit vielen Preisen ausgezeichnet, die den Erfolg des Angebots in der Zielgruppe sowie in der Branche verdeutlichen. Ausgezeichnet wurden Formate z. B. mit dem Grimme-Preis (smypathisch und STRG_F, 2023 sowie HYPECULTURE, 2024), dem Civis Medienpreis (STRG_F, 2024) und dem Deutschen Podcastpreis (Zeitkapsel: Irene, wie hast du den Holocaust überlebt?, 2023 und Scambit: Schach, Hype und Millionen, 2024). Jedoch wurden nicht nur Formate, sondern auch verschiedene Talente von funk für ihre Tätigkeit im Content-Netzwerk ausgezeichnet. So erhielt bspw. Mirko Drotschmann (MrWissen2go) 2023 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und Leo Braun (Was die Woche wichtig war – Der funk-Podcast, Sonderfolgen zum Nahostkonflikt) gewann 2024 den Kurt-Magnus Preis. Zudem finden sich sowohl 2023 als auch 2024 zahlreiche junge funk-Köpfe in der Liste der „Top 30 unter 30“, die jährlich vom Medium Magazin erstellt wird. Damit
sollen Journalistinnen und Journalisten geehrt werden, die für vielfältigen, kreativen, mutigen und talentierten jungen Journalismus stehen. 2023 waren darunter Yves Bellinghausen (Scambit: Schach, Hype und Millionen), Marie Lina Smyrek (smypathisch), Chris Müller (Chris Müller), Joelle Westerfeld (Glanz&Natur) sowie 2024 Tessniem Kadiri und Don Pablo Mulemba (ATLAS), Felix Hoffmann (Was kostet die Welt?) sowie Lennart Glaser und Victoria Reichelt (DIE DA OBEN! und ABSOLUTE MEHRHEIT).
2. Strategische Neuausrichtung des Angebots im Berichtszeitraum
Verjüngung
Ende 2022 zeigte sich auf Basis der gemessenen Nutzungsdaten eine Zunahme des Altersdurchschnitts der funk-Nutzenden. Der Fokus einer aktualisierten Strategie wurde darauf vor allem auf die Verjüngung des Angebotsportfolios gerichtet. Ziel dabei war es sicherzustellen, dass funk seinen Auftrag weiterhin im Altersspektrum der Beauftragung erfüllt. Insgesamt wurden seit Oktober 2022 33 neue funk-Formate gestartet. Damit besteht im Moment rund die Hälfte des funk-Portfolios aus Angeboten, die jünger als zwei Jahre sind und die vor allem den jüngsten Teil der funk-Zielgruppe erreichen sollen. Um junge Publika zu erreichen, ist insbesondere TikTok wichtig, wie die ARD/ZDF-Onlinestudie illustriert: 41 % der 14- bis 29-Jährigen nutzen die App mindestens einmal wöchentlich. Gerade in den jüngsten Altersgruppen wird TikTok intensiv genutzt. Dabei hat sich die Videoplattform in den vergangenen Jahren weiterentwickelt – von einem rein auf Unterhaltung ausgerichteten Angebot hin zur universellen Plattform, deren Relevanz auch im Nachrichten- und Informationsbereich weiter zunimmt und die von jungen Menschen bspw. auch als Suchmaschine verwendet wird. So generierten funk-Inhalte aus den Bereichen Information und Orientierung im Berichtszeitraum rund 1,04 Mrd. Views auf TikTok und wurden mehr als 2,98 Mio. Mal auf der Plattform geteilt.
Neue Formate und Formatneuausrichtungen etablierter Formate
Dabei gelingt es gerade den Informationsangeboten, relevante Themen und aktuelle Entwicklungen passend für die junge Zielgruppe aufzubereiten – und zwar auch auf TikTok, trotz der von der Plattform vorgegebenen Kürze der Videos:
- Das neu entwickelte Format Fakecheck nutzt erfolgreich die Mechaniken von TikTok, um auf der Plattform selbst Desinformationen zu entlarven und den Wahrheitsgehalt fragwürdiger Inhalte zu überprüfen. Die Community wird dabei aktiv eingebunden, indem sie das Format unter suspekten Beiträgen verlinken kann, die die Fakecheck-Journalisten und -Journalistinnen wiederum prüfen und das Ergebnis in einem Video auf TikTok darlegen.
- Die Juristen erklären in kurzen Videos juristische Grundlagen und beantworten praktische Fragen wie „Darf ich eigene Snacks mit ins Kino nehmen?“ aus rechtlicher Sicht.
- Der Dunkle Parabelritter bespricht in seinen Videoessays komplexe gesellschaftliche Probleme und kulturelle Phänomene, regt damit zum Nachdenken an und initiiert wichtige Diskurse.
- Die andere Frage stellt in einem neuen Reportageformat wichtige Fragen, die die Zielgruppe beschäftigen.Ungewöhnliche Fakten aus den Bereichen Geografie, Sprachen, Wissenschaft, Technik oder Kultur analysiert 70 Sekunden Wiki.
- Auch das politische Geschehen wird für die Community auf TikTok aufbereitet. So bietet das etablierte Format DIE DA OBEN! seit Januar 2023 auch auf dieser Plattform Einblicke in den Bundestag und ordnet politische Debatten für eine junge Zielgruppe. Im Berichtszeitraum verzeichnete DIE DA OBEN! allein auf TikTok mehr als 22,9 Mio. Views (Stand: 30.09.2024).
- Im Bereich Wissen hat Mai Thi Nguyen-Kim vom erfolgreichen funk-Kanal maiLab in ihrem letzten Video für funk aufgerufen, sich bei funk zu bewerben. Daraus ist ein Wissensnetzwerk von mittlerweile fünf Kanälen entstanden. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Dale Kientopf (Know & Grow) oder Emilia Tomm (A Million Atoms) bringen wissenschaftliche Inhalte auf TikTok und sorgen für einen wissenschaftlichen Diskurs auf der Plattform.
Angebote aus dem Unterhaltungsbereich weisen ein besonders hohes Identifikationspotential für die Zielgruppe auf und decken wiederum innerhalb des Unterhaltungssegments verschiedene Genres ab – von Comedy und Sketchen bis hin zu Interviews oder fiktionalen Webserien.
- So schafft es EY JAMAL in niedrigschwelligen Sketchen auf TikTok, herausfordernde Themen wie Armut, Probleme in der Schule oder Mobbing auf humorvolle Art anzusprechen.
- In Tahsims Interviewformat spricht Tahsim Durgun mit prominenten Gästen über Themen wie Herkunft, Migration und Familie.
- Fiktionale Webserien wie FEELINGS oder iam.justmyself verhandeln Coming-of-Age-Themen wie Liebe, Freundschaft und Erwachsenwerden.
- Das Grimme-Preis-ausgezeichnete Format HYPECULTURE beweist, dass ein unterhaltender Zugang dabei nicht im Widerspruch zur Vermittlung von Wissen steht. Das Format analysiert aktuelle Trends und komplexe Hintergründe aus der HipHop-Szene und regt damit spannende Diskurse an.
Die Unterhaltungsangebote von funk schaffen es damit, Wissen und Werte zu vermitteln und die individuelle Entwicklung der Zielgruppe zu fördern.
Zusätzlich zu diesem identitätsstiftenden Faktor bieten Unterhaltungsangebote in Social Media auch die Chance, verschiedene Genres und Inhalte miteinander zu vernetzen. Somit können durch Crosspromotion oder Plattform-Mechaniken, wie z. B. Endcard-Verlinkungen auf YouTube, Nutzende mit anderen Inhalten aus dem funk-Netzwerk in Berührung gebracht werden.
Beispielsweise wurden allein durch Endcard-Verlinkungen des reichweitenstarken Challenge-Formats Julia vs Joey mehr als 45.000 Views für andere funk-Inhalte auf YouTube generiert (Stand: 30.09.2024). So wurde beispielsweise im Anschluss an die Challenge in Albanien gezielt ein Video des Auslandsformats ATLAS verlinkt, das sich mit den weltweiten Aktivitäten der albanischen Mafia beschäftigt. Dadurch kann im Sinne eines non-linearen Audience Flows auch gezielt von unterhaltenden Beiträgen auf Inhalte aus den Bereichen Orientierung und Information verwiesen werden. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum rund eine Million Views von unterhaltenden zu informierenden bzw. Orientierung bietenden Inhalten geleitet.
Um der Diversität der Zielgruppe gerecht zu werden, sind die Protagonistinnen und Protagonisten von funk so vielfältig wie die Zielgruppe selbst. Authentische Köpfe haben in der Zielgruppe dabei ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. So verfügen z. B. Hosts wie Marie Lina Smyrek (smypathisch), Maja Watson (Majanische Gedanken) oder Gizem Çelik (Beyond Gossip) durch ihre Authentizität und Nähe zur Lebenswelt der Zielgruppe über ein hohes Identifikationspotential für die Nutzenden. Dies zeigt sich auch auf Veranstaltungen wie der TINCON oder re:publica, wo der direkte Austausch mit den Creatorinnen und Creatoren auf großen Zuspruch gestoßen ist.
Neben den vielfältigen Hostinnen und Hosts tragen auch verschiedene Produktionspartner zur Perspektivenvielfalt im funk-Netzwerk bei. Diese bringen individuelle Expertisen, Sichtweisen und Erfahrungen ein und unterstützen damit eine möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt. Die Wahl der Produktionspartner ermöglicht zudem teilweise auch erst den Zugang zu bestimmten Teilzielgruppen und damit ihre passgenaue Ansprache. Einige beispielhafte Kooperationen umfassen die Zusammenarbeit mit KiKA zur Förderung der Medienkompetenz bei jungen Menschen (handy_crush), die Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für fundierte Wirtschaftsberichterstattung (Was kostet die Welt?), die Kooperation mit dem ARD-Korrespondentennetzwerk für internationale Politikberichterstattung (ATLAS) sowie die Partnerschaft mit MDR Aktuell zur Aufdeckung von Falschinformationen auf TikTok (Fakecheck).
Bemerkenswert ist der schnelle und unerwartet große Erfolg der neuen Strategie: Nicht nur befinden sich – wie oben bereits ausgeführt – Nutzung und Bekanntheit von funk auf einem Allzeit-Hoch. Zusammen haben die neuen Formate und die Neuausrichtung etablierter Formate auf jüngere Zielgruppen auch innerhalb nur eines Jahres zu der gewünschten Verjüngung der funk-Nutzenden beigetragen. In der letzten repräsentativen Studie wurde eine Zunahme der Nutzung in der Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen von 11 % auf insgesamt 79 % gemessen.
3. Die Bilanz
Abonnements
Die Nutzung von funk-Inhalten hat sich im Berichtszeitraum auf einem hohen Niveau stabilisiert. Die Entwicklung unterscheidet sich je nach Plattform. Eine relevante Kennzahl für die Akzeptanz von funk-Angeboten sind die Abonnements der Formate. Nutzende, die einen Kanal abonnieren, werden regelmäßig über neue Inhalte informiert. Zum Ende des Berichtszeitraums verzeichneten alle funk-Formate zusammen rund 17,1 Mio. Abonnements auf YouTube, rund 8,1 Mio. Follower auf Instagram, rund 7,8 Mio. Abonnements auf TikTok, knapp 1,1 Mio. Subscriptions auf Snapchat und rund 1,2 Mio. Abonnements auf Spotify (Stand: 30.09.2024). Insbesondere auf TikTok und Instagram ist im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum eine deutlich steigende Tendenz in den Abonnements zu beobachten. Dies verdeutlicht, dass sowohl neue als auch etablierte funk-Formate ihre Reichweiten und Communities weiterhin ausbauen konnten.
Nutzung YouTube
Im Berichtszeitraum generierten funk-Formate auf YouTube insgesamt rund 2,2 Mrd. Views (Q4 2022 bis Q3 2024, Stand: 30.09.2024). Damit bewegt sich die Nutzung auf YouTube (gemessen an den Views) zwar weiterhin auf einem hohen Niveau, weist im Vergleich zum vorangegangenen Berichtszeitraum jedoch eine leicht sinkende Tendenz auf. Dies ist eine Folge der Strategie von funk, verstärkt Vertical-Formate zu produzieren. Diese werden insbesondere von jüngeren Teilzielgruppen genutzt. Der verstärkte Konsum von kurzen Vertical-Inhalten schlägt sich auch in der Nutzungsdauer auf YouTube nieder. Diese lag im Berichtszeitraum bei rund 173,3 Mio. Stunden, in den vorherigen beiden Jahren waren es noch rund 293,3 Mio. Stunden (Q4 2022 bis Q3 2024 und Q4 2020 bis Q3 2022, Stand: 30.09.2024). Dieser Rückgang erklärt sich vor allem durch die deutlich gestiegene Nutzung von YouTube Shorts, die naturgemäß kürzer gestaltet sind.
Abbildung 1: Entwicklung der Views auf YouTube seit Q3 2020 (in Mio.)
Nutzung TikTok
Besonders hervorzuheben ist die Nutzung von funk-Inhalten auf TikTok, da diese Plattform eine essenzielle Rolle spielt, um den jüngsten Teil der funk-Zielgruppe zu erreichen. Die Abbildung verdeutlicht die steigende Nutzung von funk-Inhalten auf TikTok. Hier generierten funk-Inhalte im Berichtszeitraum insgesamt rund 2,3 Mrd. Views (Stand: Q3 2024, 30.09.2024).
Abbildung 2: Entwicklung der Views auf TikTok seit Q3 2021 (in Mio.)
Nutzung weitere Plattformen
Auch auf den weiteren Plattformen ist eine hohe Nutzung der funk-Angebote zu beobachten. Im Berichtszeitraum (Q4 2022 bis Q3 2024) erzielten funk-Inhalte auf Instagram mehr als 1,9 Mrd. Views, auf Snapchat wurden rund 605 Tsd. Stunden Sehvolumen erreicht und auf Spotify erzielten funk-Podcasts rund 58,1 Mio. Streams (Stand: Q3 2024, 30.09.2024). Die Berichterstattung für die Facebook-Nutzung wurde 2024 aufgrund der drastisch sinkenden Relevanz der Plattform in der jungen Zielgruppe eingestellt, sodass für diese Plattform keine Nutzungswerte mehr ausgewiesen werden.
Ergebnisse der Medienforschung
Die große Akzeptanz von funk-Inhalten in der Zielgruppe illustriert nicht nur die hohen Abrufzahlen auf den verschiedenen Plattformen. Auch die von den Medienforschungen von SWR und ZDF durchgeführte repräsentative Online-Studie zeigt, dass sowohl Bekanntheit als auch Nutzung von funk 2024 neue Höchstwerte erreicht haben. So kennen inzwischen 88 % der 14- bis 29-Jährigen funk bzw. mindestens ein Format von funk, 78 % der Zielgruppe haben bereits funk-Angebote genutzt und 41 % der jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren nutzen die Angebote des Content-Netzwerks regelmäßig, d. h. mindestens einmal pro Woche.
Abbildung 3: Bekanntheit und Nutzung von funk bei 14- bis 29-Jährigen (2022-2024)
4. Ergebnis der Prüfung der Verweildauer: funk lebt in der Logik sozialer Netzwerke
Gemäß den Bestimmungen des Medienstaatsvertrags ist die Verweildauer der funk-Inhalte auf allen Plattformen so zu bemessen, dass sie die Lebenswirklichkeit und die Interessen junger Menschen abbildet und die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der jeweils zur Zielgruppe gehörenden Generationen erfüllt (§ 33 Abs. 4 MStV). Erneut wurden die Grundsätze zur Verweildauer einer Prüfung unterzogen. Grundsätzlich entspricht eine langfristige Verfügbarkeit von Inhalten auf Drittplattformen weiterhin der Mediennutzung der funk-Zielgruppe, die es gewohnt ist, Inhalte auf Drittplattformen dauerhaft abrufen zu können. Die meist uneingeschränkte Verfügbarkeit von Inhalten entspricht den etablierten Nutzungsmustern der Zielgruppe. Aus diesem Grund werden Audio- und Video-Inhalte von funk überwiegend ohne festgelegte zeitliche Begrenzung sowohl auf Drittplattformen als auch auf der eigenen Website (www.funk.net) sowie in den Mediatheken von ARD und ZDF bereitgestellt.
Zu beobachten sind jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Plattformen:
- Während längere Videos auf YouTube und Podcasts auf Spotify auch lange nach ihrer Veröffentlichung genutzt werden und sich zu einer Art kulturellem Gedächtnis jüngerer Generationen in Social Media entwickelt haben, erreichen kurze Vertical-Inhalte ihre größte Wirksamkeit meist in den ersten Tagen nach ihrer Veröffentlichung. Dennoch können auch kürzere Inhalte (z.B. aufgrund aktueller Entwicklungen) später noch einmal an Relevanz gewinnen und von Plattform-Algorithmen erneut ausgespielt werden.
- Dennoch können ältere Inhalte – unabhängig von ihrer Länge und Plattform – durch aktuelle Entwicklungen oder Trends immer wieder an Relevanz gewinnen und erneut ausgespielt werden.
- Des Weiteren reposten die Dachmarkenkanäle von funk regelmäßig Inhalte anderer funk-Formate und erweitern so den Kreis der Rezipierenden.
- Zudem scheint eine grundsätzlich langfristige Verfügbarkeit von Inhalten durch die verschiedenen Funktionen der Plattformen sinnvoll. So bietet etwa Instagram die Möglichkeit, einzelne Posts in einer persönlichen Sammlung zu speichern und so immer wieder darauf zuzugreifen und TikTok wird zunehmend auch als Suchmaschine genutzt. Im Berichtszeitraum wurden Beiträge von funk auf Instagram rund 16,8 Mio. Mal gespeichert (Stand: 30.09.2024). Auch weitere Aspekte wie die Schaffung digitaler Diskursräume sowie die Dokumentation dort geführter Diskurse oder die Nachvollziehbarkeit von Kritik und eine transparente Fehlerkultur sprechen für eine langfristige Verfügbarkeit von funk-Inhalten.
Dass Inhalte auch längere Zeit nach ihrer Veröffentlichung wieder an Relevanz gewinnen können, zeigt auch die funk-Podcast-Empfehlung. Alle Podcast-Episoden, die im Podcast-Netzwerk von funk veröffentlicht werden, weisen am Ende jeder Folge auf einen anderen Podcast von funk hin. Dabei machen alle funk-Podcasts gebündelt auf einen Podcast aufmerksam, der monatlich wechselt. Dadurch wird die Distributionskraft verschiedener Podcasts integriert, die Auswirkungen der Trailer innerhalb eines Monats sind in der Messung nachvollziehbar und das Verfahren gewährleistet eine Gleichbehandlung aller funk-Podcasts. Die Wirkung der Podcast-Empfehlung für ältere Inhalte zeigt sich bspw. am Podcast Zeitkapsel. Im September 2023 hatten alle funk-Podcasts auf Zeitkapsel hingewiesen, was – mehr als ein Jahr nach Veröffentlichung der letzten regulären Episode – zu einem beachtlichen neuen Reichweitenanstieg von über 400 Prozent zum Vormonat führte.
- Zum einen sollen funk-Formate, die weiterhin genutzt werden und entsprechend über Relevanz in der Zielgruppe verfügen, möglichst dauerhaft abrufbar sein.
- Zum anderen muss aus redaktioneller Sicht Rechnung dafür getragen werden, dass die veröffentlichten Inhalte weiterhin zeitgemäß sind.
Auf dieser Basis soll daher das Verweildauerkonzept für funk-Inhalte im nächsten Berichtszeitraum konkretisiert werden, damit es auch zukünftig im Einklang mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag und damit der Lebenswirklichkeit junger Menschen steht.
Lizensierte Serien und Spielfilme, deren Verweildauer durch rechtliche Vorgaben begrenzt sind, spielen im aktuellen Portfolio von funk keine Rolle. funk hat im Berichtszeitraum keine angekauften Spielfilme oder Serien angeboten.
5. Zielgruppenansprache und Partizipation
funk verfolgt das Ziel, seinen jungen Zielgruppen sichere und vertrauenswürdige Kommunikationsräume zur Verfügung zu stellen, die sich durch Charakteristika wie Fairness und Vielfalt deutlich von vielen anderen Angeboten im digitalen Raum abheben. Dieser Anspruch ist integraler Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Auftrags von funk. Die Kommunikation und der dialogische Austausch mit der Zielgruppe sind daher untrennbar mit der inhaltlichen Strategie von funk verbunden und spielen eine zentrale Rolle in der Gestaltung der Angebote.
Abbildung 4: Interaktionen nach Plattformen (in Mio.) (Q3 2020 – Q3 2024)
Interaktionen können, je nach Plattform, Kommentare, Likes, Shares und andere Reaktionen sein. Insgesamt verzeichneten alle funk-Formate auf YouTube, Instagram und TikTok im Berichtszeitraum (01.10.2022 bis 30.09.2024) rund 556 Mio. Interaktionen (siehe Abbildung 4). Im Zeitverlauf zeichnet sich eine kontinuierliche Steigerung der Interaktionen ab. Insbesondere auf Instagram und zunehmend auch auf TikTok werden funk-Inhalte intensiv genutzt, geliked, mit Freundinnen und Freunden geteilt, gespeichert und kommentiert.
Einer der wohl relevantesten Indikatoren für die partizipatorische Wirkung von funk-Inhalten ist die Anzahl der Kommentare, die Nutzende zu den Beiträgen von funk schreiben. Im Berichtszeitraum posteten Nutzende rund 7,7 Mio. Kommentare zu funk-Inhalten auf YouTube, TikTok und Instagram (Stand: 30.09.2024). Die Kommentarspalte kann dabei als Erweiterung des ursprünglichen Contents wirken. Hier können weiterführende Fragen gestellt werden oder eigene Erfahrungen geteilt werden.
funk-Formate profitieren auf verschiedene Weisen von diesen Interaktionen: Die Mitarbeitenden in den funk-Redaktionen erlangen durch den direkten Austausch ein tieferes Verständnis für die Interessen und Bedürfnisse der Nutzenden, es entsteht eine Bindung zur Community und in Kommentaren können Themenideen geäußert werden, wodurch wiederum neue Inhalte entstehen. Die Inhalte von funk regen auch dazu an, eigene Erfahrungen und Emotionen mit anderen Nutzenden zu teilen, wodurch ein Gemeinschaftsgefühl hergestellt wird. So thematisiert bspw. das Comedy-Format EY JAMAL auf TikTok auf humorvolle Art, dass sich ein Schüler die Teilnahme an einer Klassenfahrt nicht leisten kann, woraufhin die Mitschüler Geld sammeln und gemeinschaftlich seine Teilnahme finanzieren. In den Kommentaren teilen junge Menschen ihre eigenen Erfahrungen. Damit ist dieses kurze lustige TikTok-Video nicht nur ein Beispiel für Partizipation, sondern auch für einen Beitrag, der über die Humorebene Identifikationspotential herstellt.
funk-Inhalte geben auch Impulse, regen zu Diskursen an und fördern konstruktiv-kritische Auseinandersetzungen. So diskutiert etwa Der Dunkle Parabelritter in seinen Video-Essays komplexe gesellschaftliche und politische Sachverhalte und regt damit auch in der Community intensive Debatten an. Insgesamt strebt funk danach, die Zielgruppe zur aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen Debatten zu ermutigen und auf diese Weise die freie und individuelle Meinungsbildung zu unterstützen. Auf allen Plattformen zeigen funk-Formate daher Präsenz in den Kommentarspalten und fördern einen intensiven Dialog mit den Nutzenden.
Aufgrund der intensiven Interaktion mit funk-Inhalten kommt dem Community Management eine wichtige Rolle zu. Durch die sorgfältige Moderation der Kommentare wird sichergestellt, dass die funk-Netiquette eingehalten wird und keine Desinformationen oder beleidigenden Beiträge in den Kommentaren geteilt werden. Das Community Management ist dabei eine anspruchsvolle journalistische Aufgabe und erschöpft sich nicht in der Überprüfung, dass die Netiquette eingehalten wird, sondern bietet auch die Chance für eine weiterführende Auseinandersetzung mit den Inhalten oder die Beantwortung von Fragen der Nutzenden. Daher wird für diesen Zweck ein Teil des Budgets in der Kalkulation des jeweiligen Formats von vornherein berücksichtigt. Die Qualität der Interaktion auf Formatebene ist außerdem fester Bestandteil der bereits beschriebenen halbjährlich stattfindenden Evaluation von allen funk-Formaten.
Um ein noch präziseres Verständnis für die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe zu erlangen, führt funk zusammen mit den Medienforschungen von SWR und ZDF regelmäßig repräsentative Befragungen unter 14- bis 29-Jährigen durch. Zuletzt ermöglichte auch eine qualitative Studie tiefgehende Einblicke in die Lebenswelt der jungen Zielgruppe. Das Feedback der Zielgruppe wird in die (Weiter-)Entwicklung von neuen und bestehenden funk-Formaten eingebunden. Auch in der inhaltlichen Konzeption von Themenschwerpunkten spielt die Wahrnehmung der Nutzenden eine wesentliche Rolle. So wurde anlässlich der Europawahl 2024 bspw. eine eigens initiierte Befragung durchgeführt, um Erkenntnisse über den Wissensstand und Interessensbereiche der Zielgruppe in Bezug auf die Europäische Union zu eruieren. Auf dieser Basis konnte eine passgenaue Content-Strategie entwickelt werden.
Intensiviert wurde im Berichtszeitraum auch der Austausch mit Schulklassen, der zuvor während der Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich war. In zahlreichen Workshops in ganz Deutschland tauschten sich Mitarbeitende aus der funk-Zentrale mit Schülerinnen und Schülern aus, sprachen über ihre Mediennutzung sowie Themeninteressen und sammelten Feedback zu funk-Formaten. Dieser direkte Austausch schafft nicht nur Nähe zur Marke funk, sondern ermöglicht auch den niedrigschwelligen Austausch über funk-Angebote und ist daher eine wertvolle Ergänzung zu den Nutzungsdaten der Drittplattformen und repräsentativer Medienforschung.
Die Bedeutung einer kontinuierlichen und strukturierten Partizipation der Zielgruppe ist für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags von entscheidender Bedeutung: Erst durch Partizipation entsteht eine wirkliche Nähe zu den demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnissen der Nutzenden. Erst durch Partizipation entsteht bei ihnen ein belastbares Vertrauen zu „ihrem“ Medienangebot. Erst durch Partizipation wird ein öffentlich-rechtliches Angebot für die Zielgruppe unverzichtbar.
Dies gelingt funk in den jungen Zielgruppen immer besser:
- Durch die Interaktion mit der Zielgruppe kennt funk ihre Bedürfnisse – und kann aus den Rückmeldungen passende Inhalte, frische Ideen und neue Formate schöpfen.
- funk schafft damit für viele junge Menschen sichere und vertrauenswürdige Kommunikationsräume.
- Die Kommunikation der Nutzenden untereinander wiederum fördert die Meinungsbildung und das Gemeinschaftsgefühl in der Zielgruppe.
- Damit trägt funk zum demokratischen Diskurs in einem Teil der Bevölkerung bei, der von klassischen Medien immer weniger erreicht wird – und stattdessen den zum Teil problematischen Diskursen in Social Media ausgesetzt ist.
funk leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft – und leistet damit Pionierarbeit und kann in dieser Form Vorbild und Motor für die Partizipationsqualität auch bei klassischen öffentlich-rechtlichen Medienangeboten sein.
Lernkultur bei funk
Teil der Zielgruppenansprache von funk ist auch die transparente Lernkultur, die im Content-Netzwerk gelebt und gefördert wird, denn funk bzw. funk-Formate oder einzelne Beiträge stehen auch in der Kritik, wenn Fehler passieren. Kritik wird meist aus zwei unterschiedlichen Kreisen geäußert:
- aus der Community der Formatnutzenden selbst, etwa wenn Fehler in der Recherche unterlaufen
- von Dritten außerhalb der funk-Zielgruppe, die funk-Angebote bzw. soziale Netzwerke
insgesamt selbst meist nicht habitualisiert nutzen.
Zentral für funk ist eine offene Lernkultur, in deren Rahmen Fehler transparent kommuniziert und korrigiert werden. Dies ist für ein junges Angebot wie funk elementar. Viele funk-Mitarbeitende machen ihre ersten beruflichen Erfahrungen im Netzwerk. Trotz journalistischer Sorgfalt und redaktioneller Abnahme ist es deshalb nicht ausgeschlossen, dass es in Beiträgen von funk zu Fehlern kommen kann. Das gilt im Übrigen für alle Programme, eine fehlerfreie Produktion von Inhalten ist eine Utopie.
funk hat den Anspruch, Fehler gegenüber der Community transparent aufzuarbeiten. Je nach Schwere des Fehlers reichen die Maßnahmen von der Veröffentlichung einordnender Kommentare bis zur kompletten Überarbeitung von Beiträgen und Wiederveröffentlichung mit entsprechenden Transparenzhinweisen.
Der Umgang mit Fehlern und wie funk von ihnen gelernt hat, soll im Folgenden beispielhaft anhand der Vorwürfe gegen das funk-Format STRG_F illustriert werden, die im Berichtszeitraum für große mediale Resonanz gesorgt haben.
Der YouTuber Rezo hatte sich im Winter 2023 kritisch zu einer Recherche geäußert, die sich mit dem Unternehmen More Nutrition beschäftigte. Das Unternehmen ist insbesondere in der jungen Zielgruppe von funk bekannt für den Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln und vermeintlich gesunde Fitness-Produkte. Gegenstand der Recherche von STRG_F waren unter anderem mögliche Gesundheitsrisiken, unzulässige Versprechen sowie der zweifelhafte Umgang der Unternehmensverantwortlichen mit Kritik an ihren Produkten und Geschäftspraktiken. Da auch der Influencer Rezo in der Vergangenheit für die Produkte geworben hatte und auch selbst ein eigenes Produkt mit More Nutrition auf den Markt gebracht
hatte, wurde auch er für ein Statement zur Recherche angefragt. Nach der Veröffentlichung des STRG_F-Beitrags äußerte er in einem reichweitenstarken Video Kritik am funk-Format, seinem Vorgehen bei der Recherche, verschiedenen Aussagen der Autoren und einem weiteren Video von STRG_F. Im Kern bezogen sich alle Kritikpunkte von Rezo auf die Grundprinzipien sorgfältiger journalistischer Arbeit und öffentlich-rechtlicher Qualität, sodass die Redaktion zusammen mit dem redaktionell verantwortlichen NDR und funk eine intensive Prüfung der Vorwürfe anstieß. Das Format pausierte während der Aufarbeitung der Vorwürfe. Im Mai 2024 wurde der Aufarbeitungsprozess mit der Veröffentlichung eines Abschlussberichts abgeschlossen. Die Prüfung beinhaltete u. a. eine interne Fehleranalyse der STRG_F-Redaktion mit den Autoren der betroffenen Videos. In den Prozess wurden aber auch weitere NDR-Journalisten sowie drei externe freie Journalisten einbezogen.
Als Konsequenz wurden folgende Maßnahmen getroffen:
- Der Output von STRG_F wurde von 43 auf nur noch 30 Folgen im Jahr reduziert, weil festgestellt wurde, dass journalistische Sorgfalt auch wegen Zeitdrucks gefehlt hatte.
- Alle Videos werden seit Wiederaufnahme des Formats einem zusätzlichen journalistischen Faktencheck vor der Veröffentlichung unterzogen.
- Außerdem wurden Workflows überprüft und analysiert, an welchen Stellen in der Erstellung eines Videos potenziell Fehler passieren können.
In der Community wurde die Veröffentlichung des Abschlussberichts und die darin benannten Maßnahmen dennoch kritisch aufgenommen. Einige kritisierten die Länge des Aufarbeitungsprozesses, der fast sechs Monate in Anspruch genommen hatte. Andere hätten sich eine Aufarbeitung in Videoform gewünscht, und auch personelle Konsequenzen wurden teilweise gefordert. Die Aufarbeitung erfolgte allerdings bewusst nicht in Videoform, weil die Erfahrungen aus der Vergangenheit gezeigt haben, dass Anfeindungen der Reporterinnen und Reporter, die Fehler gemacht und sich danach in Videos zu diesen verhalten hatten, teilweise massiv und im echten Leben in der Öffentlichkeit erfolgten. Hier hat sich bewährt, dass funk für Mitarbeitende vor den Kameras seit langer Zeit psychologische Coachings anbietet, die in solchen Situationen dringend gebraucht werden. Langfristig gilt es nun für STRG_F, das Vertrauen der Community durch qualitativ hochwertige Recherchen wiederzugewinnen.
Abschließend muss erwähnt werden, dass die hier exemplarisch ausgewählte Kritik nicht für die Arbeit von funk insgesamt stehen. Im Berichtszeitraum hat funk allein auf YouTube mehr als 8.500 Videos veröffentlicht. Die Fehlerquote von funk scheint bei diesem Umfang an Inhalten nicht außergewöhnlich hoch. Vielmehr tragen auch Mechaniken sozialer Netzwerke, wie bspw. eine starke Reaction-Kultur, dazu bei, dass Fehler in funk-Formaten oft breit in der Branche diskutiert werden.
5. Innovationen bei der Steuerung von funk und dem funk-Portfolio
funk bewegt sich in einem dynamischen Marktumfeld
Abgesehen von traditionellen Akteuren ist die mediale Welt heute geprägt von einflussreichen internationalen Tech-Unternehmen, wachsenden sozialen Netzwerken, einer stetig zunehmenden Anzahl von Influencern und neuen Streaming-Plattformen. Hinzu kommen teils undurchsichtige Algorithmen und Plattformlogiken oder vergleichsweise neue Technologien wie Künstliche Intelligenz. Diese hochkomplexe und vielschichtige Medienwelt führt dazu, dass Nutzende nahezu endlose Auswahlmöglichkeiten an Verbreitungswegen und Angeboten haben. Gleichzeitig sehen sich Medienunternehmen konfrontiert mit einem immer komplexer werdenden Markt, individuellen Bedürfnissen des Publikums und zunehmend überstrapazierten Ressourcen. Das mediale Umfeld von funk ist volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig. Für diese Lage hat sich das Akronym VUCA etabliert:
- Volatility (Volatilität): Wandel wird zu einer Konstante, erfolgt in zunehmend höherer Geschwindigkeit und ist kaum vorhersehbar
Uncertainty (Unsicherheit): Planung und Vorhersagen werden schwieriger, da man sich nicht ausschließlich auf Erfahrungen verlassen kann
Complexity (Komplexität): Entwicklungen sind multifaktoriell, sodass man in der Problemlösung zu einer zu starken Vereinfachung neigt
Ambiguity (Mehrdeutigkeit): Situationen sind meist nicht klar und beinhalten viele unbekannte und sich teilweise widersprechende Faktoren
VUCA beschreibt damit ein Umfeld für Unternehmen, in denen sich Strategien nicht mehr bloß auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit bilden lassen, sondern essenzielles Know-how in der Peripherie entsteht, das heißt in den sich neu bildenden Grenzbereichen der Organisation.
Die Organisation von funk in der VUCA-Umgebung
Dieses Prinzip beschreibt die Basis, auf der Strategien bei funk entwickelt werden, um mit den Herausforderungen dieser Medienwelt umzugehen. Gerade im jungen Alterssegment ist das mediale Umfeld von einer hohen Zielgruppendynamik, neuen Plattformen, sich verändernden Algorithmen und damit einhergehend stetig neuen Anforderungen an Inhalte und Produktionsbedingungen geprägt. In den letzten acht Jahren hat das Content-Netzwerk für jedes der vier VUCA-Merkmale passende Mechanismen entwickelt.
Volatilität begegnet funk mit einer an das agile Management-System Holokratie angelehnten Struktur. Die Arbeit bei funk erfolgt rollenbasiert in sogenannten Kreisen, statt in der klassischen Top-Down-Hierarchie. Alle Mitarbeitende haben klar definierte und transparent beschriebene Verantwortlichkeiten und dürfen Entscheidungen eigen-verantwortlich im Rahmen ihrer Kompetenzen treffen. Dies ermöglich nicht nur eine schnellere und damit effizientere Entscheidungsfindung, sondern stellt auch sicher, dass Entscheidungen von Expertinnen und Experten in den jeweiligen Bereichen getroffen werden, wobei die Gesamtverantwortung für das Angebot bei der Programmgeschäftsführung liegt. Die Struktur von funk entwickelt sich zudem permanent weiter, indem Rollen und Verantwortlichkeiten regelmäßig angepasst werden.
Eine Strategie, um Unsicherheit zu reduzieren, ist das intensiv datenorientierte Arbeiten. Die eigens entwickelte funk Business Intelligence aggregiert und visualisiert riesige Datenmengen, sodass die plattformübergreifende Nutzung der funk-Inhalte detailliert ausgewertet werden kann. Dies ermöglicht auch experimentellere Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, wodurch Bedürfnisse der Nutzenden zukünftig noch genauer erkannt und immer komplexer werdende Fragestellungen beantwortet werden können.
Komplexität birgt für Unternehmen die Gefahr der Orientierungslosigkeit, wenn auf komplexe Märkte mit noch komplexeren Strategien reagiert wird. Statt unübersichtlicher „Baukasten“-Strategien aus Visionen, Missionen und Handlungsempfehlungen wurden bei funk die größten Herausforderungen für die Organisation in den kommenden Jahren beschrieben – zentral hierbei war, wie oben beschreiben, die Verjüngung des Angebots. So gibt der strategische Fokus den Mitarbeitenden Orientierung in einer komplexen Umgebung.
Um mit Mehrdeutigkeit umzugehen, wird bei funk eine angstfreie Unternehmenskultur gelebt, denn Fragen lassen sich auch bei sorgfältiger Analyse der Problemstellung selten eindeutig beantworten. Fehler werden offen besprochen und korrigiert und Mitarbeitende haben in ihren Rollen weniger Sorge, möglicherweise falsche Entscheidungen zu treffen. Denn eine falsche Entscheidung lässt sich korrigieren, keine Entscheidungen mehr zu treffen verhindert jedoch jegliche Form von Kreativität, Mut und Weiterentwicklung.
Dieses am VUCA-Markt ausgerichtete Konzept stellt sicher, dass funk auch zukünftig die Zielgruppe mit öffentlich-rechtlichen Inhalten im Internet erreichen und in einem volatilen Medienmarkt bestehen kann.
Einsatz von Künstlichen Intelligenzen
Das Portfolio von funk wächst kontinuierlich. Allein auf YouTube bietet es mittlerweile mehr als 32.000 Videos (Stand: 30.09.2024). Hinzu kommen zahlreiche Inhalte auf weiteren Plattformen wie Instagram oder TikTok sowie Podcasts. Gleichzeitig bleibt der Anspruch klar: Der jungen Zielgruppe, unserem Auftrag entsprechend, ausgewogen eine möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt zu bieten.
Die stetig steigende Zahl an Beiträgen erfordert innovative automatisierte Ansätze zur Portfoliosteuerung, da ein manueller Überblick – z. B. über die Themenverteilung im Gesamtportfolio – bei diesem inhaltlichen Umfang nahezu unmöglich ist. Im Rahmen des Projekts „Spektrum” wurden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz verschiedene Methodiken zur Portfolioevaluation entwickelt, die Programmentscheidungen bei funk künftig unterstützen sollen.
Um ein thematisches Clustering der funk-Inhalte zu ermöglichen, wurden verschiedene KI-Anwendungen miteinander kombiniert. Dadurch ist es beispielsweise möglich, auszuwerten, wie viel Raum verschiedene Themen im funk-Portfolio einnehmen. Durch die rasante Entwicklung im KI-Bereich können die Cluster zudem benannt und Inhaltszusammenfassungen generiert werden, was bis vor Kurzem nur manuell umzusetzen und damit praktisch nicht leistbar war.
Abbildung 5: KI-erzeugtes Cluster der Politik-Inhalte von funk-Formaten auf YouTube
Die Entwicklungen befinden sich noch im Projektstatus und beziehen sich vorerst nur auf das YouTube-Portfolio und die dortige Auswertung von Untertiteln. Mit Spektrum kann man beispielsweise das YouTube-Angebot von funk, das sich explizit mit politischen Themen beschäftigt, detailliert betrachten und sich Themenschwerpunkte sowie Cluster und deren Beschreibungen anschauen (Abb 5). So zeigt sich im Beispiel, in welche Cluster der Bereich Politik unterteilt wird. Exemplarisch wurde ein Video von MrWissen2Go ausgewählt, dass die KI dem Cluster Europäische Union und Zukunft zugeordnet hat, das sie folgendermaßen beschreibt: „Diese Videozusammenfassungen gehören zu einem Cluster, das sich hauptsächlich mit der Europäischen Union und ihren Auswirkungen auf das tägliche Leben, die Wirtschaft und die Politik befasst. Die Videos diskutieren verschiedene Aspekte der EU, darunter ihre Direktiven und Richtlinien, die Rolle des Euro und mögliche Szenarien im Falle eines Austritts aus der Eurozone oder einer Auflösung der EU. Ein weiteres zentrales Thema ist die Idee der Vereinigten Staaten von Europa und ihre potenziellen Vor- und Nachteile.“
Perspektivisch sollen solche Auswertungen für alle Ausspielwege und Arten von Inhalten möglich sein. Zudem wird derzeit ein repräsentativer Bezugsrahmen für die Relevanz verschiedener Themen in der funk-Zielgruppe entwickelt, der regelmäßig mit dem Ist-Zustand MrWissen2go des Portfolios abgeglichen werden soll, um Potenziale für eine thematische Nachschärfung aufzuzeigen.
Obgleich diese Analyseergebnisse noch einige methodische Unschärfen bergen bzw. die praktische Implementierung noch erprobt wird, ermöglichen die bisherigen Erkenntnisse und Methodiken des „Spektrum“-Projekts doch einen Ausblick darauf, wie ein wachsendes digitales Portfolio inhaltlich gesteuert werden kann. Zudem ermöglichen Analysen wie diese eine neue Art der Operationalisierung von „Vielfalt”, und sollen an dieser Stelle als Ausblick für künftige Berichte dienen.
6. funk als Innovationslabor für ARD und ZDF
Überführung von funk Formaten in ARD und ZDF
funk wirkt an unterschiedlichen Stellen als Innovationslabor für die ARD und das ZDF. Da die Verjüngung eine der größten strategischen Herausforderungen für das funk-Netzwerk ist, ist stetiger Wandel in der DNA von funk angelegt. Dazu gehört, dass bestehende Formate regelmäßig in ihrer Daseinsberechtigung überprüft werden, um ggf. Raum für neue Projekte zu schaffen.
Da im Berichtszeitraum strategisch die Verjüngung im Fokus stand, war die Übergabe von Formaten, die aus der funk-Zielgruppe herauswachsen, ein wichtiger Baustein, um langfristig Communities an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu binden, Innovation in die Häuser zu bringen und zugleich Wissenstransfer zu gewährleisten.
Y-Kollektiv, Deutschland3000, TRU DOKU und maiLab sind Beispiele für den gelungenen Transfer einer jungen Zielgruppe in die ARD und das ZDF.
Das Y-Kollektiv war das erste Reportageformat von funk und seit 2016 Teil des Netzwerks. Seitdem wurden unter der Investigativ-Marke mehr als 300 Webreportagen veröffentlicht. Mit mehr als einer Million Abonnements ist das Y-Kollektiv eines der reichweitenstärksten und bekanntesten öffentlich-rechtlichen Reportageformate auf YouTube. Mit Rabiat by Y-Kollektiv kam bereits 2018 der erste Schritt in die ARD, seit Juli 2023 werden alle Reportagen für Das Erste produziert.
Seit dem Formatstart im Juni 2017 hat sich Deutschland3000 als öffentlich-rechtliche Politikmarke für ein junges Publikum etabliert. Sowohl die Bewegtbild-Inhalte auf YouTube und Instagram als auch der Podcast konnten in den vergangenen Jahren junge Menschen für gesellschaftspolitische Themen begeistern. Seit August 2022 fokussierte sich das Format auf den Podcast Deutschland3000 – ‘ne gute Stunde mit Eva Schulz, in dem Journalistin Eva Schulz jede zweite Woche spannende Gäste ans Mikrofon holt. Nun setzt die Marke ihre Entwicklung in der ARD Audiothek fort.
Mit dem Format maiLab hatte funk eines der erfolgreichsten Wissenschafts-Formate auf YouTube aufgebaut. Host Mai Thi Nguyen-Kim hat für funk 2022 das mit inzwischen 6,7 Mio. Abrufen damals erfolgreichste Video auf YouTube zur Corona-Pandemie veröffentlicht. Das letzte Video für funk wurde im April 2023 veröffentlicht, seitdem ist der Kanal an das ZDF übergeben worden und es werden Inhalte der ZDF-Show MAITHINK X veröffentlicht. Der YouTube-Kanal wurde in diesem Fall vom SWR an das ZDF übergeben. Dies unterstreicht die erfolgreiche und zielgruppenorientierte Zusammenarbeit von ARD und ZDF innerhalb von funk.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für eine Format-Überführung und damit eine Staffelübergabe ins ZDF 2024 ist TRU DOKU. Seit Ende 2019 hat das Format emotionale Schicksalsreportagen für die Gen Z produziert und das im “eye direct”-Stil. Das heißt, es gibt keine auktoriale Sprecherstimme oder einen Host. Die Geschichten werden unmittelbar von den jungen Personen erzählt, die sie erlebt haben. So bietet das Format Orientierung durch den Abgleich mit anderen Lebenswirklichkeiten und eine Identifikationsfläche auf der Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Da die Nutzerschaft zunehmend aus der funkZielgruppe herauswuchs, wurde schon vor rund zwei Jahren damit begonnen, an einer Überführung zu arbeiten, und das Format wanderte ins sogenannte erweiterte funk-Netzwerk. Neben YouTube werden Instagram und TikTok bespielt und seit dem kompletten Wechsel ins ZDF wurde eine zusätzliche Submarke mit TRU STORIES für die ZDFmediathek entwickelt. Sie ist besonders auf die für funk älteren Themen konzipiert worden und so konnte die bestehende Community mitgenommen werden. Zugleich wurde so ein Wissenstransfer ins ZDF zur ZDF.reportage sichergestellt. Dieser Fall zeigt, dass die Kombination aus einem Fortbestand der Präsenz auf etablierten Plattformen aus der funk-Zeit im Zusammenspiel mit einer Schärfung des Profils und einem zusätzlichen Mehrwert in den Mediatheken eine sinnvolle Strategie in der weiteren Anbindung der Zielgruppen ist.
In allen Beispielen zeigt sich, wie Übergaben von funk-Formaten einen wesentlichen und nachhaltigen Teil zur Akzeptanz und Begeisterung junger Menschen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk herstellen können.
Koproduktionen für die Mediatheken
Ein weiteres Beispiel dafür, wie der Transfer von Zielgruppen und Inhalten zwischen dem Content-Netzwerk und den Angeboten von ARD und ZDF gelingen kann, ist die Dokumentation „Putins Bären – Die gefährlichsten Hacker der Welt“ des YouTube-Kanals Simplicissimus. Der Kanal gehörte von 2019 bis 2022 zu funk und ist heute eine Instanz für Journalismus in einer jungen Zielgruppe. In Zusammenarbeit mit funk und dem SWR, finanziert durch den SWR, zeigt die jüngste Dokumentation, wie russische Hacker, die in Spezialeinheiten des russischen Geheimdienstes arbeiten, versuchen, Wahlen zu beeinflussen und demokratische Prozesse zu untergraben. Bemerkenswert ist dabei die Distributionsstrategie, die dem Mediennutzungsverhalten junger Menschen folgt: Auf Social Media werden sie auf hochwertige Angebote in Streamingnetzwerken aufmerksam gemacht, die Nutzung erfolgt dann auf anderen Plattformen, in diesem Fall in der ARD Mediathek.
In der ARD Mediathek konnte „Putins Bären“ mehr als 900.000 Abrufe und mehr als 430.000 Stunden Sehvolumen generieren (Quelle: Holistics, Stand: 30.09.2024) und zählt damit zu den erfolgreichsten Dokumentationen in der Mediathek im Jahr 2024. Hinzu kommen rund 612.000 Abrufe und rund 223.000 Stunden Sehvolumen für „Putins Bären“ auf YouTube (Stand: 30.09.20224). Das Feedback der Simplicissimus-Community auf YouTube ist positiv. Zudem ist „Putins Bären“ ein gelungenes Beispiel für die Conversion von YouTube zur ARD Mediathek. In dem Video „Unser größtes Projekt aller Zeiten“ hat Simplicissimus auf ihrem YouTube-Kanal die Dokumentation angekündigt und die Doku in der ARD Mediathek verlinkt, dadurch gelangten mehr als 170.000 Visits in die ARD Mediathek.
Diese Art der Zusammenarbeit ist zukunftsweisend und soll perspektivisch ausgebaut werden.
Zusammenarbeit mit Social Media-Creatoren
Die innovative Arbeitsweise von funk wird inzwischen auch verstärkt in der wissenschaftlichen Welt zur Kenntnis genommen: So hat ein Team rund um Prof. Dr. Christopher Buschow (Leitung Digitaler Journalismus, Hamburg Media School) die Rolle von funk in der Zusammenarbeit mit journalistischen Content Creatoren untersucht. Grundlage für das Paper war eine qualitative Fallstudienforschung zu funk, wozu u. a. Interviews mit Mitarbeitenden der Zentrale geführt wurden. In ihrer Veröffentlichung beschreiben die Forschenden, wie funk junge Content Creator im journalistischen Bereich durch Aufbau, Weiterentwicklung und laufende Unterstützung begleitet. Sie ziehen daraus den Schluss, dass funk als Organisationsinnovation betrachtet werden kann und eine in dieser Form einzigartige Funktion im deutschen Journalismus erfüllt.
Innovation durch Wissenstransfer
Ein wichtiger Wert von funk für ARD und ZDF ist die Weitergabe von Wissen rund um Innovationen auf den Themenfeldern Format-Entwicklung, Social Media, Portfoliosteuerung und agile Organisation.
Hier haben sich vielfältige Tools und Wege bewährt – wie funk-Sessions, funk-Tage in den Anstalten, Wissensnewsletter mit den neuesten Erkenntnissen aus der funk-Zentrale, die Mitwirkung von funk an redaktionellen Entwicklungsprojekten in den Häusern und das funk-Partnerportal als zentrale Anlaufstelle.
Zwei Beispiele für inhaltliche Impulse von funk im Berichtszeitraum:
- Sascha Friesike, Professor für Design digitaler Innovationen an der Universität der Künste Berlin und Direktor des Weizenbaum-Instituts, ging in seiner Session der Frage nach „Woran Innovation scheitert“.
- In einer funk-Session war Dr. Tina Klüwer zu Gast und sprach über das Thema: „ChatGPT und Co., wie gestaltet sich die Zukunft mit Künstlicher Intelligenz? “. Dr. Tina Klüwer ist promovierte Computerlinguistin und Expertin für das Thema künstliche Intelligenz und dessen Umsetzung in der Wirtschaft.
7. Ausblick und Herausforderungen
Einige Aspekte aus diesem Bericht werden funk auch in Zukunft begleiten und vor Herausforderungen stellen.
So steht mit der Bundestagswahl 2025 ein politisches Großereignis an. Hier hat das Content-Netzwerk die Aufgabe, mit journalistischer Qualität sowohl junge Menschen an politische Themen heranzuführen als auch ihren Themen auf großer Bühne eine Präsenz zu geben und ihnen damit zu vermitteln, dass sie das gesellschaftliche Leben in Deutschland mitgestalten können. Um das leisten zu können, müssen Strategien entwickelt werden, um beispielsweise mit der Einschränkung politischer Inhalte durch Meta-Plattformen umzugehen.
Insgesamt wird die Stärkung des Repräsentationsgefühls durch die Auswahl der Themen in funk-Formaten wichtig sein und kann einen Beitrag dazu leisten, den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt zu fördern. Dafür müssen diese Themen immer wieder Bezug zu den unterschiedlichsten Lebensrealitäten haben und Alltagsrelevanz besitzen.
Die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz werden in den nächsten Jahren an vielen Stellen das Arbeiten beeinflussen und möglicherweise grundlegend verändern. Für funk ist dieses Thema durch das Projekt „Spektrum“ bereits sehr präsent und wird weiter an Gewicht gewinnen. Die Portfoliosteuerung wird durch KI auf ein genaueres und noch effizienteres Level gehoben. Aber auch in der Content-Erstellung und in der Reaktion auf Fake News wird ein Umgang mit unterstützenden Tools an Bedeutung gewinnen. Zugleich wird der ethische Umgang mit KI – etwa das Offenlegen der Nutzung von Generativer KI – ein wichtiges Thema sein.
Aktualität und schnelle Reaktion auf wichtige Themen im Social-Media-Bereich werden immer wichtiger. Hieran misst die Zielgruppe, ob funk-Formate und ihre Köpfe als relevant in bestimmten Bereichen wahrgenommen werden. Bisher ist funk an vielen Stellen produktionell darauf noch nicht ausgerichtet und wird Wege finden müssen, Workflows und nicht zuletzt auch Vertragsformen so anzupassen, um schnelle Reaktionen sicherstellen zu können. Ein erster Schritt wird mit der Einführung eines journalistischen Talentnetzwerkes schon in den nächsten Monaten gegangen, wobei sich das Thema der Aktualität nicht nur auf den Informationsbereich konzentriert.
Durch ausbleibende Budget-Anpassungen hat funk in den vergangenen Jahren massiv an Kaufkraft verloren. Dies hatte zuletzt zur Folge, dass die Zahl der aktuell publizierten Formate von 76 im Jahr 2019 auf 54 in 2024 reduziert werden musste. Ausbleibende Budget-Anpassungen konnten im Berichtszeitraum durch effizientere Abläufe, beharrliche Verhandlungen und durch eine stringent umgesetzte Verjüngungsstrategie einigermaßen kompensiert werden. Auf Sicht droht aber eine Auszehrung des funk-Portfolios und eine Gefährdung des Erfolgs von funk in der Zielgruppe. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gefährdet damit die Bindung an nachwachsende Zielgruppen – und entfernt sich noch weiter von einer medialen Generationen-Gerechtigkeit, die für junge Zielgruppen proportional genauso viele Mittel einsetzen sollte wie für die älteren Zielgruppen.
Anlage Programmaufwand nach Produktionsort und Produktionsart
Betrachtung der für funk in Deutschland, Europa und weltweit hergestellten Inhalte für den gesamten Berichtszeitraum. Datengrundlage sind alle bis zum Stichtag (30.09.2024) mandatierten Formate und Ist-Aufwände:
Abb. 1: Programmaufwand 1.10.2022 – 30.09.2024 nach Produktionsort
Der Anteil an Eigenproduktionen, Auftragsproduktionen und erworbenen Nutzungsrechten für angekaufte Spielfilme und angekaufte Folgen von Fernsehserien für den gesamten Berichtszeitraum. Datengrundlage sind alle bis zum Stichtag (30.09.2024) mandatierten Formate und Ist-Aufwände:
Abb. 2: Programmaufwand 1.10.2022 – 30.09.2024 nach Produktionsart
Über funk
funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.