Therapie-App gefährdet Jugendliche

Therapie-App gefährdet Jugendliche

Über eine App aus dem Google Playstore teilen Teenager Fotos von Selbstverletzung, Gewaltfantasien und Suizidgedanken. In der Anwendung sollen sie eigentlich professionelle psychologische Hilfe erhalten, doch Recherchen des funk-Formats reporter zeigen: In der Anwendung sind keine ausgebildeten Psycholog*innen aktiv. Journalistin Lisa Altmeier wagt den Selbsttest von zwei Therapie-Apps und muss während der Recherche sogar die Polizei einschalten. Der Beitrag ist ab sofort auf YouTube und funk.net verfügbar. 

Ein Mädchen teilt seine Handynummer, ein Nutzer postet Fotos seiner aufgeschnittenen Arme und jemand fragt: „Was mache ich, wenn ich sterben will…?“. Diese Inhalte werden in der App Onlinetherapie geteilt, die bereits über eine halbe Million Mal heruntergeladen wurde. In der Beschreibung im Playstore heißt es, man erhalte hier „Hilfe eines Psychologen“ und eine „echte Online-Therapie“. Die Anwendung hat gute Bewertungen und in der Liste der Top-Nutzer*innen stehen Kinder und Jugendliche, die erst 13 und 14 Jahre alt sind, ganz oben.  

Auf die Frage eines Nutzers, wo Schlaftabletten illegal zu erwerben sind, lautet die Antwort: „Kann man einfach im Internet bestellen.“ Einige der minderjährigen Nutzer*innen schreiben, sie seien über die App bereits nach Nacktfotos gefragt worden. Beim ersten Scrollen stößt Lisa Altmeier auf einen Nutzer, der ankündigt, sich „übermorgen mit Tabletten umzubringen“. Sie schaltet sofort die Polizei ein. 

Wie gefährlich sind Psychologie-Apps, die einfach über den Playstore heruntergeladen werden können? Im Laufe der Recherche trifft sie sich mit funkJournalistin Isabell Beer, die sie auf die App hingewiesen hat und mit Psychologin Pia Kabitzsch vopsychologeek. Sie schaut sich die App genauer an und ist alarmiert. „Das kann unfassbar triggern“, sagt sie. Sie rät allgemein von Psychologie-Apps ab – einzige Ausnahme: Geprüfte Apps, die von Hausärzt*innen verschrieben werden. 

Lisa Altmeier konfrontiert den App-Betreiber und den Google Playstore mit den Recherche-Ergebnissen. Der App-Betreiber antwortet nicht. Google nimmt die App zunächst aus dem Playstore und schreibt: „Wir haben Maßnahmen gegen die App ergriffen“. Kurz nach der Entfernung ist die App jedoch wieder im Google Playstore zum Download verfügbar – ohne sichtbare Verbesserungen. 

reporter wird vom WDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite im Presseportal verfügbar. Bildmaterial zur aktuellen Folge steht nach Akkreditierung im Downloadbereich zur Verfügung.   

 


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