Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) hat Spanien Albanien als Hauptherkunftsstaat für Marihuana-Großtransporte nach Deutschland abgelöst. Das belegen aktuelle Recherchen des funk-Formats STRG_F. Damit ist Spanien zu Deutschlands Hauptlieferanten für Gras geworden. Gegenüber STRG_F erklärte das BKA: „Der professionelle Cannabisanbau durch OK-Gruppierungen (Gruppierungen der organisierten Kriminalität, Anm.d.Red.) in Spanien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“. Generell bietet Spanien für den Marihuana-Anbau nicht nur gute klimatische Bedingungen, sondern liegt auch in direkter Nachbarschaft zu Marokko, dem weltweit größten Produzenten von Cannabisharz (Haschisch).
Infolge des wachsenden Cannabis-Angebots aus Spanien explodiert die Kriminalität von rivalisierenden Drogenbanden, zeigen Vor-Ort-Recherchen von STRG_F. Insbesondere in Andalusien ist ein Kampf zwischen rivalisierenden Drogenbanden und der Polizei entstanden. „Es drängen immer mehr Gruppen auf den Markt“, sagt ein Drogenermittler der Guardia Civil im Interview. „Diese Konkurrenz führt zu einer Gewalteskalation“.
Weiche Droge, harte Kriminalität: Gewalteskalation im Gras-Geschäft
Immer öfter kommt es zu bewaffneten Überfällen zwischen verschiedenen kriminellen Vereinigungen. Die Profitmargen von Haschisch und Marihuana ziehe Gruppierungen an, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Insbesondere das Urlaubsparadies Costa del Sol ist nach den STRG_F-Recherchen in den vergangenen Jahren zu einer internationalen Mafiahochburg geworden. Allein an diesem bei Tourist:innen beliebten Küstenabschnitt bei Málaga zählt der spanische Geheimdienst 113 kriminelle Vereinigungen mit 59 Nationalitäten. „Hier bewegen sich einfach zu viele kriminelle Organisationen auf engstem Raum und zu viel Geld aus einer Quelle“, erklärt der Rechtsanwalt Ricardo Álvarez-Ossorio, der viele Mafiagrößen verteidigt.
Löst Legalisierung das Problem? Ermittler:innen sind skeptisch
Die für Deutschland geplante Legalisierung von Cannabis scheint den Drogenbanden keine Sorgen zu bereiten. Denn mit den niedrigen Preisen und dem hohen THC-Gehalt auf dem Schwarzmarkt könne das legale Cannabis kaum mithalten. Und selbst wenn die illegalen Cannabishändler durch die Legalisierung einen Gewinneinbruch hätten, so bliebe ihre Infrastruktur für den Drogentransport im Rest Europas bestehen. „Die werden sich ja nicht auf einmal eine normale Arbeit suchen“, sagt ein spanischer Ermittler. „Das Wahrscheinlichste ist, dass sie dann auf andere Substanzen umstellen, bei denen sie mehr verdienen können. Also Koks oder Heroin etwa.“
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