Trotz der steigenden Erkrankungszahlen gibt es immer noch Ärzt*innen, die die Corona-Pandemie verharmlosen. Der Internist Claus Köhnlein aus Kiel hat in einem Interview mit STRG_F, dem investigativen NDR-Rechercheformat für funk, das neuartige Coronavirus als „harmloses Schnupfenvirus“ bezeichnet, das „überbehandelt“ werde. Auf die Frage, ob die Menschen rausgehen und Freunde treffen und feiern könnten, antwortet er, es würde nichts passieren, wenn der Test vom Markt genommen würde. Das Leben würde so weitergehen wie bisher. Er werde den Gedanken nicht los, es handele sich lediglich um eine „Testseuche“. Einer NDR Reporterin, die eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hat und damit als Risikopatientin derzeit in häuslicher Quarantäne ist, empfahl der Kieler Internist, sie könne sich völlig normal verhalten. Seinen Patient*innen empfehle er, sich bei Verdacht auf Corona ins Bett zu legen – „das ist eine Erkrankung, die mit Arzt sieben Tage und ohne eine Woche dauert“. Die Bilder aus Italien bezeichnet er als „Propaganda“.
Die Ärztekammer Schleswig-Holstein zeigte sich über diese Aussagen entsetzt. Der Präsident Henrik Herrmann erklärte im Interview mit STRG_F: „Hier wird der Boden der Wissenschaftlichkeit verlassen“. Hermann weiter: „Wir haben es mit einer neuen, sehr schweren Viruserkrankung zu tun, die natürlich Ähnlichkeit mit der Influenza aufweist, aber einen ganz anderen Verlauf hat.“ Er kündigte an, mögliche Falschaussagen von Ärzt*innen berufsrechtlich zu prüfen, sobald sich die Situation beruhigt habe.
Im Gespräch mit STRG_F spielt auch der umstrittene ehemalige Amtsarzt und Ex-SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg die Gefahr der Corona-Pandemie weiter herunter. Wodarg hatte bereits im ZDF und zuletzt in zahlreichen Videos auf YouTube behauptet, es gäbe keine Pandemie, wenn man nicht auf das Virus testen würde. Dafür wurde er von zahlreichen Expert*innen heftig kritisiert. Wodarg zeigt sich davon gegenüber STRG_F unbeeindruckt.
Ganz anders ordnet inzwischen der italienische Professor Matteo Bassetti, Leiter der Klinik für Infektionskrankheiten „San Martino“ in Genua, Covid-19 ein. Im Interview mit STRG_F warnte er davor, die Pandemie zu unterschätzen. Noch im Februar hatte er geäußert, viele Patient*innen würden nicht wegen des neuartigen Coronavirus sterben, sondern aufgrund von anderen schweren Alterserkrankungen. Seine Aussagen haben für Aufsehen gesorgt. Inzwischen spricht der Arzt, der selbst viele Patient*innen mit Covid-19 behandelt, von einem „Alptraum“. Das neuartige Coronavirus führe im Gegensatz zu bekannten Influenzaviren zu sehr schweren Erkrankungen der Atemwege. Auch in seiner Klinik seien nur noch wenige Intensivbetten verfügbar. Es müsse alles getan werden, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. „Bleibt zu Hause, bleibt zu Hause, bleibt zu Hause“, so Bassetti im Interview.
Die Interviews werden heute, Dienstagabend, 24. März um 19:30 Uhr auf dem YouTube-Kanal STRG_F und auf funk.net veröffentlicht. STRG_F wird vom NDR für funk produziert.
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