Ministerium bestätigt erstmals: Telegram gibt Nutzerdaten an deutsche Sicherheitsbehörden

Erstmals bestätigt das Bundesinnenministerium (BMI) offiziell, dass der Messengerdienst Telegram Nutzerdaten an deutsche Ermittlungsbehörden übermittelt hat. Nach Recherchen des funk-Formats STRG_F geschah das in 25 Fällen. In fast 400 Fällen wurden Inhalte gelöscht. Die Reportage erscheint am Mittwoch, 7. September 2022, auf YouTube und funk.net.

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Bislang hatte Telegram öffentlich damit geworben, nicht „einen Byte” an Nutzerdaten an Regierungen oder Ermittlungsbehörden weiterzugeben. Telegram wird deshalb von Kriminellen, Terrorverdächtigen ebenso wie von Oppositionellen weltweit gleichermaßen genutzt – im Vertrauen darauf, dass ihre Daten dort sicher sind. Deutsche Behörden beobachten seit einiger Zeit Hasskommentare, Gewaltphantasien, aber auch mutmaßliche Planungen von Terroranschlägen auf Politiker:innen auf der Plattform.

Das BMI bestätigt nun erstmals, dass Telegram Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt (BKA) weitergegeben hat. Gegenüber STRG_F erklärt das Ministerium, es handle sich um wenige „herausgehobene Einzelfälle”, in denen Bestandsdaten, also zum Beispiel IP-Adressen von Nutzern seitens Telegram übergeben worden sind. Recherchen von STRG_F haben ergeben, dass das Bundeskriminalamt 202 Bestandsdatenanfragen an Telegram übermittelt hat. Davon hat der Messengerdienst 64 beantwortet – und in 25 Fällen Nutzerdaten an das BKA übermittelt. Offenbar geschah das nur in Fällen von Kindesmissbrauch und islamistischem Terrorismus. Darüber hinaus hat Telegram mehreren hundert Löschbitten entsprochen.

Über ein Jahr lang hatte das Unternehmen mit Sitz in Dubai nicht auf die Kontaktversuche der Bundesregierung reagiert. Anfang 2021 drohte Bundesinnenministerin Nancy Faeser dann an Google und Apple heranzutreten, um dort darauf zu drängen, dass Telegram aus den App-Stores entfernt würde. Ohne die App-Stores wäre die Geschäftsgrundlage von Telegram zerstört. Im Februar kam es erstmals zu einem Videocall zwischen hochrangigen Vertreter:innenn des Bundesministeriums des Inneren und Telegram. Auch Firmengründer und alleiniger Inhaber Pavel Durov soll dabei gewesen sein, so Beteiligte gegenüber STRG_F. Seitdem gibt es einen Gesprächskanal zwischen dem Unternehmen und der Bundesregierung. Über diesen Kanal wurden nun auch Nutzerdaten übermittelt.

Telegram versucht öffentlich stets einen anderen Eindruck zu erwecken. Telegram-Gründer und Firmenchef Pavel Durov bezeichnet sich selbst als „Weltbürger”, der Grenzen und die Idee von Nationalstaaten ablehnt. Er sei nur seinen Nutzer:innen verpflichtet. Erst Mitte vergangener Woche hatte Telegram seine Nutzer:innen in einer Umfrage gefragt, ob der Messengerdienst Nutzerdaten an deutsche Ermittler:innen weitergeben soll. Die Nutzer:innen entschieden sich knapp dafür (39 Prozent), dass Nutzerdaten im Falle von schwerwiegenden Straftaten mit Gerichtsbeschluss weitergegeben werden sollen. 37 Prozent sprachen sich gegen jegliche Weitergabe aus. 20 Prozent war das egal.

Doch diese Umfrage scheint reine PR zu sein. „Denn Telegram gibt solche Daten ja bereits weiter”, sagt Konstantin von Notz, Netzpolitiker und stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/ die Grünen, gegenüber STRG_F, „das Unternehmen suggeriert bewusst, es gäbe keinerlei Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Das ist nachweislich falsch.” Auch das BMI reagierte erstaunt auf die Umfrage, gegenüber STRG_F erklärt eine Sprecherin: „Es wird der Eindruck erweckt, als dürften die Nutzer von Telegram entscheiden, wie Telegram mit behördlichen Datenanfragen umgehen soll. Dabei ist klar, dass die Rechtslage gilt und auch einzuhalten ist.” Der CSU-Digitalpolitiker Hansjörg Durz wiederum mahnte an, dass die Bundesregierung in der Verantwortung sei, „sich nicht mit der Salami-Taktik des Konzerns zufrieden zu geben. Sie muss auf vollumfängliche Durchsetzung deutschen Rechts dringen”. Telegram ließ mehrere Interviewanfragen dazu unbeantwortet.

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite zu finden.

 


Über funk

funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.

STRG_F-Recherche zeigt: TikTok als Drogenplattform für Kinder und Jugendliche

Auf TikTok hat sich eine neuartige Drogenszene entwickelt, die bereits Kinder anspricht. Die Kinder und Jugendlichen tauschen dort nicht nur ihre Erfahrungen aus, sondern können auch an harte Drogen kommen. Das ist das Ergebnis einer Recherche des funk-Formats STRG_F im Rahmen des funk Schwerpunkts DarkTok. Damit konfrontiert, sperrt TikTok einschlägige Hashtags nicht. Die Reportage erscheint am 23. August ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal sowie auf funk.net.

„Wie alt wart ihr, als ihr das erste Mal drauf wart?“, fragt eine Jugendliche in einem TikTok-Clip, der über 2000 Mal geliked wurde. Die Antworten in den Kommentaren fallen besorgniserregend aus. Einige geben an, mit elf, zwölf oder dreizehn Jahren zum ersten Mal Drogen genommen zu haben. Sie sei dreizehn Jahre alt gewesen, schreibt eine Nutzerin: „Um genau zu sein vor zwei Wochen das erste Mal.“ Eine andere Jugendliche erzählt, dass sie als Neunjährige drogenverherrlichende Clips auf TikTok gesehen habe und anschließend selbst habe chemische Drogen nehmen wollen. Als Zehnjährige habe sie das dann auch zum ersten Mal getan. Inzwischen finde sie ihre Dealer über TikTok. Einige der Kinder und Jugendlichen filmen sich im Rausch, zeigen sich zu drogenverharmlosende Rap-Sounds mit erweiterten Pupillen. Unter manchen Clips werden gefährliche Konsum-Tipps geteilt.

Dass sich ein Teil der Drogenszene ins Internet verlagert, ist nicht neu. Inzwischen ist diese Szene auf TikTok abgewandert, wodurch sie deutlich jüngere Nutzer:innen anspricht. Auf TikTok findet die Drogenszene anders als auf anderen Plattformen nicht mehr in geschlossenen Gruppen, sondern öffentlich unter einschlägigen Hashtags statt. Kurze Videos zu Drogentrips generieren zum Teil Tausende bis Zehntausende Likes.

Zwar sind auf TikTok Hashtags wie #drogen oder #drugs gesperrt, unter Hashtags wie #tanteemma, eine Anspielung auf die Droge MDMA, lassen sich allerdings zahlreiche Videos von Jugendlichen im Rausch finden. Die Drogenszene dreht sich hier vor allem um Ecstasy, aber auch Speed, Crystal Meth und Heroin werden konsumiert. Eine junge Nutzerin zeigt sich bei TikTok offen beim Rauchen von Heroin, eine andere offenbar im Heroin-Rausch. Über 4000 Likes erhält dieser Clip. Wenige Tage später meldet sie sich aus dem Krankenhaus, wo sie wegen einer Überdosis behandelt wird.

Nach den Recherchen der Reporterinnen Isabell Beer und Désirée Fehringer von STRG_F verstärkt der Algorithmus von TikTok offenbar die Zugänge zur Drogenszene. Wenn man beispielsweise mehreren jungen Drogenkonsument:innen folgt und einzelne Clips liked, spielt der TikTok-Algorithmus bald fast ausschließlich Videos von jungen Menschen unter Drogeneinfluss aus. Zudem weist die Recherche nach, dass man über Empfehlungen auf TikTok tatsächlich an Kokain und Ecstasy-Pillen kommen kann.

TikTok erklärt auf STRG_F-Anfrage, „die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Community hat für uns Priorität“. Man verbiete die Darstellung, die Werbung oder den Handel mit Drogen und entferne diese von der Plattform. TikTok löschte nach Hinweis durch STRG_F einzelne problematische Videos. Die in der Drogenszene bedeutsamsten Hashtags waren hingegen bis Redaktionsschluss nach wie vor abrufbar.

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite zu finden. Interviewanfragen an Isabell Beer und Désirée Fehringer können an presse@funk.net gestellt werden.

funk Schwerpunkt DarkTok
Seit Samstag, 20. August 2022, beleuchtet funk im Schwerpunkt DarkTok die Schattenseiten von TikTok. Über zehn Formate widmen sich unterschiedlichen Themenbereichen und gehen der Frage nach: Was passiert, wenn Problemfelder sich direkt vor den Augen junger User:innen abspielen – aber größtenteils unentdeckt bleiben? Der Schwerpunkt von funk soll für einen bewussten Umgang auf TikTok sensibilisieren – nicht durch Verbote, sondern Aufklärung. Die Inhalte werden in einer Playlist gesammelt, die im Laufe der Schwerpunkt-Woche stetig ergänzt wird.

 


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DarkTok – funk beleuchtet in Schwerpunkt die Schattenseiten von TikTok

Comedy, Challenges und Musikcontent: TikTok ist bekannt für humorvolle, kurzweilige Videoclips. Die Plattform ist aus dem Alltag vieler junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Dass „ByteDance“, das chinesische Unternehmen hinter TikTok, immer wieder öffentlich in Kritik steht, ist nichts Neues. Die Vorwürfe: Zensur, mangelnder Jugendschutz oder der fragliche Einfluss der chinesischen Regierung. Aber was, wenn Problemfelder unentdeckt bleiben, die sich unmittelbar vor den Augen der jungen Nutzer:innen abspielen? Ab Samstag, 20. August, beleuchtet funk mit über zehn Formaten im Schwerpunkt DarkTok die Schattenseiten der Social-Media-Plattform. User:innen teilen ihre Drogentrips, Terrornetzwerke rekrutieren mit freundlichen Videos, Menschen entstellen sich, um berühmt zu werden – auch das findet auf TikTok und mitten in unserer Gesellschaft statt.

Den Auftakt des Schwerpunkts macht das Talk-Format deep und deutlich (Sa, 20.08.). Moderatorinnen Aminata Belli und Louisa Dellert führen durch die einstündige Live-Sonderausgabe. Zu Gast sind vier Gäste mit emotionalen Geschichten zu den Themen Ruhm, Drogen, Hass und Gewalt: Kaum ein deutscher Creator spricht so offen und ehrlich über die Sonnen- und Schattenseiten von TikTok wie Parfum-Influencer Jeremy Fragrance. Über vier Millionen Menschen folgen Jeremys täglichen Postings. Wie funktioniert die „Attention Economy“ und warum glaubt er, dass das Leben mit TikTok auch krank macht? Investigativ-Journalistin Isabell Beer hat in der digitalen Drogenszene recherchiert und stellt fest: Drogenverherrlichung sowie -verkauf gehören zum Alltag auf TikTok. TikTok erwidert auf Anfrage, Darstellung, Werbung oder Handel mit Drogen seien auf der Plattform verboten. Man könne allerdings nicht jeden Verstoß gegen die Community Richtlinien erkennen und investiere deshalb „in großem Umfang in Sicherheitsmaßnahmen“. Isabell Beer ist Teil des funk-Rechercheteams und gibt einen seltenen Einblick in eine für viele unbekannte Parallelwelt. Der 24-jährige TikToker Hamudi teilt seine persönlichen Cybermobbing-Erfahrungen mit dem Publikum. Der Freiburger wurde 2021 überraschend und unverschuldet zur Zielscheibe von Hass und Drohungen im Internet, da er mit der Trennung eines TikTok-Paares in Verbindung gebracht wurde – haltlos, wie der Influencer versichert. Trotzdem wurde der Hashtag #alleswegenhamudi 36 Millionen Mal bei TikTok verwendet. Komplementiert wird die Runde durch Kriegsreporter und CRISIS-Host Konstantin Flemig. Er beschäftigt sich seit langem mit der Nutzung von Social-Media-Plattformen für religiösen Fanatismus, Rassismus und internationalem Waffenhandel. Wie verhält es sich damit auf TikTok? Die Sonderausgabe wird live ab 21 Uhr auf YouTube gestreamt. deep und deutlich wird vom NDR in Zusammenarbeit mit funk produziert.

lm Rahmen des Schwerpunkts zeigt funk folgende Inhalte: Die Journalistinnen Isabell Beer und Désirée Marie Fehringer haben für STRG_F zur Drogenszene auf TikTok recherchiert (Di, 23.08.). funk-Journalist Jan-Henrik Wiebe ist tief in den Algorithmus von TikTok eingetaucht und geht der Frage nach, wie sehr TikTok Äußerlichkeiten in seinem Empfehlungssystem beachtet (Mo, 22.08.). Die Erkenntnisse werden unter anderem auf dem TikTok-Kanal von funk geteilt. 2021 zahlte „ByteDance” in den USA 92 Millionen Dollar, um damit einen Rechtsstreit außergerichtlich niederzulegen. Der Vorwurf: Der Konzern soll Gesichter ohne Zustimmung biometrisch erfasst haben. DIE DA OBEN! nimmt die politische Perspektive in den Blick: Gibt es rechte Influencer:innen auf TikTok und wenn ja, wie arbeiten sie? (So, 28.08.) Das Auslandsformat ATLAS beleuchtet „Douyin”, die chinesische Version von TikTok (Di, 23.08). Dem Einfluss salafistischer Influencer auf junge User:innen nimmt sich das Y-Kollektiv an (Do, 25.08). Die Formate Glanz&Natur sowie BRUDI nehmen den Erwartungsdruck der auf TikTok herrschenden Verhaltensweisen unter die Lupe. Glanz&Natur zeigt über die Woche hinweg, wie sogenannte „That Girl”-Videos auf TikTok unrealistische Erwartungen und eine spezifische Art zu leben und auszusehen, propagieren. BRUDI thematisiert toxische Männlichkeit – welche Werte werden den Zuschauenden vermittelt? Welche Strategien stecken dahinter? Diese Auflistung stellt nur einen exemplarischen Auszug der Schwerpunkt-Inhalte dar. Die Inhalte werden in einer Playlist gesammelt, die im Laufe der Schwerpunkt-Woche stetig ergänzt wird.

Mehr zu DarkTok

TikTok hat eine immer größer werdende Relevanz in der jungen Zielgruppe: Der Schwerpunkt von funk soll für einen bewussten Umgang auf TikTok sensibilisieren – nicht durch Verbote, sondern Aufklärung. Anfragen zu weitergehenden Informationen sowie Interviews zu einzelnen Recherchen können an presse@funk.net gestellt werden.

 


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Wenn der Großvater die Taliban gut findet: STRG_F in Afghanistan

„Ja, wir finden die Arbeit der Taliban gut“, sagt Noor Mohammad. Die neuen Machthaber in Kabul brächten Sicherheit, erklärt der 86-Jährige aus Mazar-i-Scharif seiner Enkelin, auch die Korruption sei endlich vorbei. Seine Enkelin ist die STRG_F-Journalistin Mariam Noori. Für drei Wochen reiste sie zusammen mit ihrem Kollegen Armin Ghassim durch Afghanistan, um die Ansichten des Großvaters zu verstehen. In der neuen 85-minütigen Dokumentation „Mein Opa und die Taliban“ des funk-Formats STRG_F versuchen sie gemeinsam mit der dritten Autorin Zita Zengerling zu ergründen, warum die Taliban wieder an die Macht kamen und warum viele Menschen in Afghanistan sich offenbar mit ihnen arrangieren. Der Film erscheint am Sonntag, 19. Juni, ab 17 Uhr auf YouTube und funk.net. Unter dem Label STRG_F Epic erscheinen in unregelmäßiger Folge XXL-Highlight-Dokumentationen des YouTube-Formats. Der Afghanistan-Film ist der zweite dieser Art.

Reporterin Noori, die selbst als Dreijährige Anfang der 90er-Jahre mit ihren Eltern aus Afghanistan nach Deutschland floh, kannte ihren Großvater immer nur als erbitterten Gegner der Taliban. Warum hat der Großvater seine Meinung geändert? Seit dem Abzug der internationalen Truppen haben die Taliban in Afghanistan ein „Islamisches Emirat“ errichtet, das Scharia-Recht eingeführt und Frauenrechte massiv eingeschränkt. Doch auch wenn Zehntausende vor dem neuen Regime in Panik flohen, denken offenbar viele wie Noor Mohammad: Nach 40 Jahren Krieg und Konflikt sehnen sie sich nach Frieden und Sicherheit und verzichten auf Demokratie und Menschenrechte, verblassende, nie wirklich eingelöste Versprechen.

Mariam Noori besucht zum ersten Mal seit der Flucht ihrer Familie ihren Großvater in Mazar-i-Scharif. Vor Ort muss auch sie als ausländische Journalistin mit den Taliban kooperieren. Die Taliban sind es, die ihr und ihrem Kollegen eine Drehgenehmigung ausstellen und darauf bestehen, das STRG_F-Team bei seiner Reise durchs Land zum Teil zu begleiten – angeblich zu seinem eigenen Schutz. Sie geben sich meist hilfsbereit. Es geht ihnen aber offenbar auch darum, vor westlichen Journalist:innen ein gutes Bild abzugeben. Auf ihrem Weg durchs Land erfährt Noori auf der einen Seite, wie der Kampf der US-Amerikaner und ihrer Verbündeten gegen die Taliban diese am Ende eher stärkte als schwächte. Auf der anderen Seite trifft Noori Frauen, die mit der erneuten Machtergreifung der Taliban ihre Freiheit und Selbstbestimmung verloren haben. Und sie trifft Menschen, die ihre Überzeugungen vor den neuen alten Herrschern verstecken müssen.

Am Ende der Reise steht für Noori und ihre Ko-Autor:innen die Erkenntnis: Es gibt keine einfachen Wahrheiten über Afghanistan.

Mehr Informationen zu STRG_F sind auf der Formatseite im funk Presseportal zu finden.
STRG_F wird vom NDR für funk produziert.

 


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Verleger Henri Nannen im Zweiten Weltkrieg an antisemitischer Propaganda beteiligt

Der ehemalige Verleger und Gründer des Magazins Stern, Henri Nannen, war im Zweiten Weltkrieg tiefer in den Nationalsozialismus verstrickt als bislang bekannt. Recherchen des investigativen funk-Formats STRG_F zeigen Propagandaflugblätter, die antisemitische Motive und Texte beinhalten. Sie stammen vom „Unternehmen Südstern“ und sind unter der Beteiligung Nannens in leitender Position entstanden. Die Reportage von STRG_F erscheint am Dienstag, 10. Mai, ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal und auf funk.net.

Henri Nannen war zur NS-Zeit am „Unternehmen Südstern“ beteiligt, das auf Befehl Hitlers Feindpropaganda gegen die heranrückenden Amerikaner herstellen sollte. „Südstern“ war Teil einer SS-Einheit, der Nannen von der Luftwaffe beigestellt wurde. Doch mehrere Quellen belegen, dass er der eigentliche Leiter von „Südstern“ war. „Sir Henri war der Boss“, so hieß es laut Zeitzeugen. Dieses Zitat ist auch vom Stern unbeanstandet. Bislang war öffentlich jedoch nicht bekannt, was „Südstern“ publiziert hat.

Die Nachforschung von STRG_F fand gleich Dutzende Flugblätter von „Südstern“ mit antisemitischen Inhalten. So heißt es in einer Ausgabe beispielsweise: „Nur eine Gruppe von Menschen profitiert von jedem Krieg: Die Wallstreet und die Juden!“. Weitere Flugblätter geben den klassischen nationalsozialistischen Verschwörungsmythos, sowie bizarre Verdrehungen der Wahrheit wieder.

Henri Nannen hat seine Tätigkeit bei „Südstern“ zu Lebzeiten nie vollständig aufgeklärt. In der Aufarbeitungszeit der Entnazifizierung verschwieg Nannen den „Südstern“ und die SS-Einheit und bekam seine erste Zeitungslizenz. Es begann seine verlegerische Karriere. Der Stern, der zum Erbe seines Gründers und früheren Verlegers Henri Nannen weiterhin steht, wollte sich zu den konkreten Vorwürfen nicht äußern. Man teilt lediglich mit, dass man grundsätzlich „jeder neuen Information zur Biografie Henri Nannens sehr offen“ gegenüberstehe.

Der Stern würdigt Nannen seit Jahren als Namensgeber für den renommierten „Nannen Preis“. Der ehemalige Verleger ist zudem Namensgeber für die renommierte „Henri-Nannen-Schule“, die Journalistinnen und Journalisten ausbildet.

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Adidas, Hugo Boss, Puma und Co.: Trotz Zusage offenbar doch Baumwolle aus Xinjiang in Textilien

In Kleidung deutscher Marken wie Adidas, Hugo Boss und Puma gibt es Hinweise auf Baumwolle aus der chinesischen Provinz Xinjiang – das zeigen Recherchen des investigativen funk-Formats STRG_F. Bei dieser Baumwolle besteht ein Risiko, dass sie mit Zwangsarbeit produziert wurde. Deshalb hatten diese Textilunternehmen bisher öffentlich versichert, keine Baumwolle mehr aus Xinjiang zu verwenden. Offenbar ist das aber weiter der Fall, wie STRG_F in Zusammenarbeit mit dem „Agroisolab Jülich“ und der Fachhochschule Niederrhein jetzt herausfand. Mithilfe einer Isotopen-Analyse konnte die Herkunft der Baumwolle bestimmt werden. „Die isotopischen Fingerabdrücke in der Baumwolle sind eindeutig und lassen sich von Baumwolle aus anderen Ländern und selbst anderen chinesischen Regionen unterscheiden“, so Dr. Markus Boner vom „Agroisolab“. Die Recherche erscheint am Donnerstag, 5. Mai 2022, auf dem YouTube-Kanal von STRG_F.

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Berichte über die systematische Unterdrückung ethnischer Minderheiten in Xinjiang, insbesondere der muslimischen Uiguren. So besteht auch der Verdacht, dass diese Minderheiten zur Ernte und Verarbeitung von Baumwolle gezwungen werden. Deshalb haben die USA den Import von Baumwolle aus der Region verboten, zahlreiche große Textilunternehmen geben an, keine Baumwolle aus Xinjiang zu beziehen oder zukünftig nicht mehr beziehen zu wollen. In der EU wird über ein Importverbot bisher nur diskutiert. China hat die Region für unabhängige Journalist:innen abgeriegelt. Auch das STRG_F-Team erhielt keine Visa, um vor Ort recherchieren zu können. Es konnte aber mit zahlreichen im Exil lebenden Augenzeugen sprechen.

Die Nichtregierungsorganisation „European Center for Constitutional and Human Rights“ (ECCHR) hat Strafanzeige gegen die Geschäftsführer mehrerer deutscher Textilunternehmen bei der Generalbundesanwaltschaft erstattet, weil diese problematische Lieferbeziehungen nach Xinjiang haben sollen. Bisher hatte die Generalbundes-anwaltschaft keine Ermittlungen eingeleitet, das ECCHR erhofft sich durch die Recherche neue Bewegung in der Sache.

Auf Nachfrage blieben die Hersteller bei ihrer Behauptung, keine Baumwolle aus Xinjiang zu beziehen. Adidas teilte schriftlich mit, man beziehe Baumwolle ausschließlich aus anderen Ländern. Puma erklärte: „Auf Basis aller gesammelten Informationen, die wir eingeholt haben, und Rückverfolgung sowie Kontrollen, die wir etabliert haben, können wir sagen, dass in unseren Produkten keine Baumwolle aus Xinjiang verwendet wird.“ Hugo Boss erklärte, keine Zwangsarbeit in seinen Lieferketten zu tolerieren und wollte sich nicht weiter zu der Frage äußern, ob sie Baumwolle aus Xinjiang in ihren Produkten ausschließen können. Jack Wolfskin äußert sich nicht konkret zur Frage nach Baumwolle aus Xinjiang. Tom Tailor antworte auf Nachfrage nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Baumwolle aus Xinjiang in Kleidung oder anderen Baumwollprodukten aus China steckt, ist verhältnismäßig hoch. Knapp 90 Prozent der chinesischen Baumwolle und damit mehr als ein Fünftel der weltweiten Baumwolle stammt nach offiziellen Zahlen aus der Region. Die STRG_F-Recherchen zeigen dementsprechend auch, dass Baumwolle aus Xinjiang offenbar nicht nur in Produkten „Made in China“ steckt, sondern auch in Kleidung, die etwa in Vietnam oder Indonesien produziert wurde.

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite im funk Presseportal zu finden.

 


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Sechs Grimme-Nominierungen für funk

Wie das Grimme-Institut am 24. Februar 2022 bekannt gab, dürfen sich gleich sechs funk-Formate über eine Nominierung für den 58. Grimme-Preis freuen. In der Kategorie Kinder und Jugend” ist der Film LOVEMOBIL: Dokumentarfilm über Prostitution gefälscht? von STRG_F sowie das Format Sounds Of nominiert. Vier weitere funk-Formate sind um den Spezialpreis in derselben Kategorie mit folgenden Begründungen im Rennen: Die Frage ist für die Kombination von empathischem Umgang mit Protagonist:innen mit sensibler Moderation” nominiert, offen un’ehrlich für das Moderationsteam, die Snapchat-Shows von reporter für die Vermittlung substantieller Inhalte in den herausragend gestalteten Hochformatvideos” sowie Game Two für die originelle Mischung aus Information und Comedy”. 

Der renommierte Grimme-Preis zeichnet Fernseh- und fernsehähnliche Produktionen in Deutschland aus. Nominierungen erfolgen in den vier Wettbewerbskategorien „Fiktion“, „Information & Kultur“, „Unterhaltung“ sowie „Kinder und Jugend“. Verliehen wird der Preis an Formate oder Personen, die sich inhaltlich und qualitativ um die Weiterentwicklung des Mediums verdient gemacht haben. Die Preisverleihung des 58. Grimme-Preises soll am 26. August 2022 stattfinden. 

Über die nominierten Formate: 

STRG_F 

Die Kombination STRG_F steht bei Computertastaturen für „Suche“ – und auch in diesem Format begibt sich ein junges Team von Reporter:innen und Autor:innen auf die Suche. Sie suchen Antworten auf komplexe Fragen, wollen immer weiter wühlen und auch mal einen Selbstversuch wagen. Bei STRG_F wird der ganze Weg miterzählt: die Recherche, die Zweifel, die Haltung der Reporter:innen zu einem Thema, die Erfolge bei einer Suche genauso wie die Momente, in denen Reporter:innen nicht weiterkommen. Alles begleitet mit Kamera und Smartphone. Das Format wird vom NDR für funk produziert.  

Sounds Of 

Jeder Ort hat seinen ganz eigenen Sound. Im Format Sounds Of sammeln Musiker:innen Geräusche an einem für sie besonderen Ort. Danach geht’s ins Studio und mit Unterstützung von Produzent Nisse Ingwersen entsteht aus den Geräuschen ein individueller Song. Neben etablierten Künstler:innen wie Deichkind oder LEA wird auch Newcomer:innen eine Bühne gegeben. Das Format wird von der Kliemannsland GmbH im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit funk produziert. 

Die Frage 

Woran glauben wir? Wie sehr bestimmt Sexualität unser Leben? Und warum sind psychische Krankheiten für viele immer noch ein Tabu? Die Frage ist ein Reporter:innen-Format für junge Erwachsene, das sich in wöchentlich erscheinenden Filmen, Podcasts und auf TikTok wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen widmet. Das Team beschäftigt sich mehrere Wochen und in mehreren Filmen intensiv mit einem Thema. Es bezieht die User:innen dabei aktiv mit ein, zeigt ihnen verschiedenste Perspektiven und Dimensionen auf und gibt Anstoß zu einer eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Format wird vom BR für funk produziert. 

offen un’ ehrlich 

offen un’ ehrlich checkt den aktuellen Social Media-Hype. Das Team nimmt die deutsche Influencer:innen-Landschaft ganz genau unter die Lupe, deckt Fakes von Influencer:innen auf und enttarnt investigativ Betrug und Schwindel im Netz, ist dabei schrill, bunt und schnell geschnitten – eben nicht das typische Recherche-Format.  Das YouTube-Format betrachtet Themen, die aus unserem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken sind und prüft, was wirklich dahintersteckt. Das Format wird vom SR für funk produziert. 

reporter (Snapchat) 

Von gesellschaftspolitischen Fragen bis zu popkulturellen Themen – mit ihren Reportagen bildet reporter die Lebenswelt einer Community ab, die jung, politisch interessiert und weltoffen ist. Die wechselnden Reporter:innen hinterfragen und versuchen zu verstehen, sie überraschen, sind mutig und machen Druck. Die wichtigsten Momente und persönlichen Geschichten ihrer Reportagen zeigt das Format auch auf Snapchat – erzählt in vertical video. Das Format wird vom WDR für funk produziert. 

Game Two 

Gäbe es eine Mischung aus dem Literarischen Quartett und Jackass, würde sie Game Two heißen. Hier zeigen die Rocket Beans ihre Liebe zu Videospielen auf charmant bescheuerte Art und Weise: Aktuelle Game-Reviews, Gaming-News, viel Humor und eine ordentliche Prise Hauen & Pappe – egal ob für Vollblut-Gamer:innen, Gelegenheits-Zocker:innen oder Noobs. Game Two ist Gaming-Show, Informationen aus dem Gaming-Kosmos und Comedy zugleich. Das Format wird von Rocket Beans Entertainment im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit funk produziert.  

 


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Alkohol, Panikattacken, Burnout – Influencer:innen über psychische Belastungen

Der Stress für Influencer:innen ist offenbar größer, als es der Öffentlichkeit bewusst ist. Nachdem mehrere YouTuber:innen wie Josef Buchholz („Joey‘s Jungle“) und Melina Sophie Baumann („Melina Sophie“) vor wenigen Wochen ihr Aus bekannt gegeben haben, sprechen nun weitere Social-Media-Stars über den Druck in der Branche. „Man hat das Gefühl, man wird die ganze Zeit beobachtet“, sagt YouTuberin Jasmin alias „Gnu“ im Interview mit dem funk-format STRG_F. Mit 1,24 Millionen Abonent:innen auf YouTube gilt sie als Deutschlands erfolgreichste Gaming-Influencerin. Sie beschreibt die Dauerbefassung mit Analytics – dem Nutzungsanalysesystem von YouTube – als belastende Feedback-Schleife. Auch der Arbeitsaufwand sei enorm. „Viele denken, du setzt dich hin, spielst und nimmst Spiele auf“, so die Gamerin. Aber es sei „ultimativ krass viel Stress. 

YouTuber Florian Diedrich alias „LeFloid“ schildert im STRG_F-Interview, wie die Belastung bei ihm zu Alkoholmissbrauch führte. Um sein Pensum und seine Rolle auf dem Kanal erfüllen zu können, habe er irgendwann begonnen, Alkohol zu trinken – auch während der Streams. „Ich habe dann festgestellt, dass ich mich in eine unfassbar ungesunde Richtung entwickle“, so LeFloid. Da habe er die Reißleine gezogen.  

Das Video wird am Dienstag, 1. Februar 2022, ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal von STRG_F zu sehen sein. 

So schillernd die Welt der Influencer:innen oft wirkt, so hart ist das Geschäft. Bei manchen führt der Dauerstress zu schwerwiegenden psychischen Problemen. Roman Lochmann veröffentlichte schon als Jugendlicher gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder unter dem Namen „Die Lochis“ Videos auf YouTube. Im Interview mit STRG_F erzählt er, dass er heute an Angst- und Panikattacken leide. „Da gab es schon wirklich dunkle Phasen, die unmittelbar mit dieser Karriere zu tun haben.“ Inzwischen ist das Brüderpaar ausgestiegen.  

Der Algorithmus der Plattform belohnt diejenigen, die regelmäßig und konstant Neues veröffentlichen. So hat TikTokerin Nadine Breaty, die auf TikTok rund acht Millionen Follower hat, seit anderthalb Jahren keinen Urlaub gemacht. Das letzte Mal, als sie sich ein paar Tage Pause gönnte, habe sie 10.000 Follower auf ihrem Zweitkanal Instagram verloren.  Bei YouTuber Pascal Becker, der als Streamer „Kalle Koschinsky“ bekannt ist, hat die Überarbeitung mit einem Burnout geendet. Dies habe sich lange angebahnt. „Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich überarbeitet bin“, so Becker. „Gerade in unserem Job gibt es kein Krankschreiben“. 

Zur Frage, welche Verantwortung YouTube für die psychische Gesundheit seiner Creator:innen hat, wollte sich die Plattform gegenüber STRG_F nicht äußern.  

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Kindesmissbrauch: Ermittler:innen lassen riesige Mengen Fotos und Videos im Netz

Riesige Mengen Fotos und Videos, die schweren sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen, liegen teils jahrelang im Netz, obwohl sie schnell und einfach gelöscht werden könnten. Das zeigen gemeinsame Recherchen des Rechercheformats STRG_F von funk, des ARD-Politikmagazins „Panorama“ und des Magazins „Der Spiegel“. Ermittlungsbehörden wie das Bundeskriminalamt (BKA) lassen die illegalen Aufnahmen oft nicht entfernen, obwohl es eigentlich ihre Aufgabe wäre. Selbst Inhalte beschlagnahmter Server, die das BKA auswertet, sind bis heute online. So sind viele Missbrauchs-Fotos der Pädokriminellen-Plattform „Boystown“, die deutsche Behörden im April 2021 abgeschaltet hatten, weiterhin verfügbar. Die Ermittler:innen hatten vier Drahtzieher von „Boystown“ festgenommen, die Fotos und Videos der Plattform jedoch nicht bei den entsprechenden Speicherdiensten entfernen lassen.

STRG_F veröffentlicht die dazugehörige Recherche am Donnerstag, 2. Dezember, um 17 Uhr auf YouTube. Das Format wird vom NDR für funk produziert.

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Dies hängt mit der besonderen Online-Architektur von Pädokriminellen-Netzwerken wie „Boystown“ zusammen. Zwar nutzen sie zum Betreiben ihrer Plattformen das anonyme Darknet – die Datenmengen ihrer Aufnahmen sind allerdings zu groß, um dort gespeichert zu werden. Daher wählen die Pädokriminellen stattdessen Speicherdienste im gewöhnlichen Internet, um ihr Material dort verschlüsselt hochzuladen. Im Darknet-Forum teilen sie dann nur einen entsprechenden Download-Link, oft mit Passwortschutz. Die Speicherdienstbetreiber ahnen nach Panorama-Recherchen meist nichts davon. Würden diese Links zu illegalen Inhalten auf ihren Servern gemeldet, würden sie diese sehr wahrscheinlich aus dem Netz entfernen.

Im aktuell größten Darknet-Forum, in dem Fotos und Videos von schwerem Kindesmissbrauch geteilt werden, stehen mehr als 20 Terabyte an Bildmaterial zum Download. Das entspricht etwa einem Jahr Video in hochauflösender Qualität. Die Recherchen belegen, dass es sehr einfach wäre, diese Aufnahmen löschen zu lassen. Da Ermittlungsbehörden sich jedoch nicht regelmäßig darum kümmern, können Pädokriminelle solche Fotos und Videos seit Jahren weiterverbreiten.

Im Fall „Boystown“ liegen die Links den Strafverfolgern vor – wurden aber den Speicherdiensten offenbar bis heute nicht gemeldet. Nach den Recherchen von „Panorama“, STRG_F und „Spiegel“ funktionierten die Links auch Monate nach der eigentlichen Abschaltung der Plattform immer noch und wurden zudem von einem User in einem anderen Forum geteilt. Die Fotos und Videos dokumentieren schlimmste Verbrechen an Kindern. Auch das Material sogenannter „Studios“, in denen Kinder „professionell“ sexuell missbraucht werden, ist so online geblieben.

Auf Nachfrage erläuterte der Leiter der Gruppe „Gewalt- und Sexualdelikte“ im BKA, Hans-Joachim Leon, dass es zwar ein „essenzieller Auftrag auch an die Strafverfolgungsbehörden“ sei, Missbrauchs-Dateien aus dem Netz entfernen zu lassen. Gerade bei ihren Ermittlungen im Darknet ließen die Ermittler jedoch nicht löschen. „Unsere Ermittlungen sind täterorientiert. Wir versuchen, die User zu bekommen. Wir sammeln keine Links ein“, sagte Leon. Er verwies auf die personellen Ressourcen, die das Melden der Inhalte in Anspruch nähme – und die dann anderswo fehlten.

Ein Team von NDR-Journalisten konnte jedoch zeigen, dass schon mit überschaubarem Aufwand in kurzer Zeit riesige Mengen in den Darknet-Foren entfernt werden konnten. Sie testeten die Reaktion der Speicherdienste, die von den Pädokriminellen besonders intensiv für die Lagerung ihres Materials genutzt werden. Im derzeit größten Forum sammelten die Journalisten dafür rund 80.000 Links ein. Ergebnis: Alle Dienste – ob inländisch oder ausländisch – entfernten die Inhalte binnen Stunden oder maximal zwei Tagen.

Den Journalisten gelang es auch, Kontakt zum Administrator des Forums aufzunehmen. Er bestätigte, dass Strafverfolgungsbehörden bisher keine Inhalte, die auf seiner Plattform verlinkt sind, systematisch gemeldet hätten – obwohl dies die User:innen „zu Tode nerven“ könnte: Wenn man lang genug lösche, könne es passieren, dass die Leute gehen und die Administratoren „den Laden dichtmachten“.

Erst Mitte November hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bei der Herbsttagung des BKA als dessen oberster Dienstherr darauf hingewiesen, dass die Zahl der Darstellungen sexuellen Missbrauchs stark gestiegen sei, und betont, dass das Bild- oder Videomaterial „auf keinen Fall dauerhaft abrufbar sein“ dürfe. Die Betroffenen würden sonst immer wieder zum Opfer, „und zwar ein Leben lang“. Die Löschung sei unverzichtbar.

Julia von Weiler von der Kinderschutz-Organisation „Innocence in Danger“ fordert die Behörden auf, Missbrauchs-Aufnahmen systematischer entfernen zu lassen: „Wenn diesen Gruppierungen klar wird, dass jemand in ihr Forum eindringen und die Links weitergeben kann, dass Material gelöscht wird, entsteht dort eine massive Verunsicherung.“ Das sei ein wichtiges Signal, dass dort kein rechtsfreier Raum sei.

Für NRW-Innenminister Herbert Reul, der nach diversen Missbrauchsfällen im Bundesland die Zahl der Ermittler:innen vervierfachen ließ, waren die Erkenntnisse der Recherche neu: „Das ist eine ganz interessante und kluge Strategie, gar keine Frage“, sagte der CDU-Politiker im Interview. Er wolle prüfen, ob man künftig stärker löschen lassen könne: „Verbrechen kann man nicht nur mit einem Schlag aufklären, sondern manchmal muss man einfach dranbleiben, nerven, stören, Unruhe verbreiten, es unattraktiv machen, es erschweren.“

Mehr Informationen zu STRG_F sind auf der Formatseite zu finden.

 


Über funk

funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.

Angeblicher Star-Produzent soll Dutzende Künstler:innen offenbar ausgenommen und unter Druck gesetzt haben

Ein schwedischer Musikproduzent, der Teil des Teams um den Lady-Gaga-Produzenten RedOne war, soll dutzende junge Talente getäuscht, unter Druck gesetzt und finanziell ausgenommen haben. Die Musiker:innen stammen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. In mindestens einem Fall soll der Produzent zudem eine junge Künstlerin verbal sexuell belästigt haben. Er hatte sie aufgefordert, Nacktbilder und Masturbations-Videos zu schicken, angeblich, um für sie Lieder komponieren zu können. Die Künstlerin war in dieser Zeit zur psychiatrischen Behandlung in einer Klinik. Das funk-Format STRG_F sprach mit insgesamt 16 Musiker:innen, die dem Produzenten vorwerfen, sie mit falschen Versprechen teilweise um mehrere zehntausend Euro gebracht zu haben. STRG_F hat zudem Tausende interne Nachrichten sowie Videos, Verträge und Verschwiegenheitserklärungen ausgewertet, die diese Vorwürfe untermauern.

STRG_F veröffentlicht die Recherchen am Sonntag, den 21. November, ab 17 Uhr auf YouTube und in der ARD Mediathek. Erstmals wird das funk-Format unter STRG_F Epic dazu eine 90-minütige Dokumentation zeigen. Gemeinsam mit funk plant STRG_F unter diesem Label in unregelmäßiger Folge weitere XXL-Highlight-Dokumentationen zu veröffentlichen. STRG_F wird vom NDR für funk produziert.

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Zur Recherche

Der Produzent, der sich selbst Geo Slam nennt, war jahrelang für den international erfolgreichen Produzenten RedOne tätig, der unter anderem Hits für Lady Gaga, Jennifer Lopez und Jason Derulo geschrieben und produziert hat. Geo Slam legte nahe, er sei ein wichtiger Mitarbeiter bei RedOne und an vielen dieser Produktionen direkt beteiligt gewesen, kenne viele der Stars persönlich. Tatsächlich taucht Geo Slam auf Fotos und in einem Video gemeinsam mit dem Star-Produzenten RedOne auf. Für die Nachwuchstalente, die er betreute, war das ein Grund, ihm zu vertrauen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Auch viele Journalist:innen glaubten seine Geschichte und veröffentlichten Interviews und Artikel über den angeblichen Star-Produzenten Geo Slam.

Die Familie des damals noch minderjährigen Silas Huusom aus Dänemark zahlte rund 27.000 Euro an Geo Slam, weil dieser ihm eine EP mit drei Songs und eine Vermarktung über seine angeblichen Kontakte in Hollywood in Aussicht stellte. In einem Kopenhagener Hotel fanden dann mehrtägige Gesangsaufnahmen statt. Am Ende wurde nicht ein Song veröffentlicht. Als Huusom über eigene Kontakte tatsächlich eine Auftrittsmöglichkeit vor Justin Bieber erhielt, verhinderte der angebliche Star-Produzent dies, indem er den Auftritt untersagte und die dafür notwendigen Songs nicht bereitstellte.

Auch andere Musikerinnen berichten STRG_F von hohen Summen, die sie für Aufnahmen, oft in noblen Hotels, zahlen mussten. In einem Fall sollen es laut der betroffenen Musikerin rund 40.000 Euro sein. Alle Betroffenen können durch private Nachrichten des Produzenten belegen, dass ihnen nicht nur große Karrieren in Aussicht gestellt, sondern sie teilweise erheblich unter Druck gesetzt wurden, diese Summen zu bezahlen. Die Nachrichten belegen ebenfalls, dass der angebliche Starproduzent wiederholt behauptete, er selbst und große Investoren hätten mehrere hunderttausend Euro in die Karrieren der Sänger:innen investiert, sie selbst müssten deshalb nur noch einen kleinen Prozentsatz der Kosten beisteuern. Belege für die angeblichen Investoren lieferte er auf Anfrage von STRG_F keine. Die Recherchen legen außerdem nahe, dass der Produzent unter anderem Anwaltsschreiben sowie E-Mails eines angeblichen Managements gefälscht hat.

STRG_F hat sowohl den Produzenten RedOne als auch die Künstler:innen, mit denen Geo Slam gearbeitet haben will, angefragt. Jason Derulo distanzierte sich über sein Label Atlantic Records scharf von dem angeblichen Star-Produzenten: „Weder Jason Derulo noch Atlantic Records haben mit jemandem mit dem Namen Geo Slam zusammengearbeitet oder von ihm gehört. Wir bedauern zu hören, dass aufstrebende Künstler so betrogen werden und sind empört, dass jemand unsere Namen in Zusammenhang mit seinem Betrug benutzt.”

Auf Anfrage erklärte ein Manager von RedOne, man habe dem Produzenten Geo Slam eine Abmahnung geschickt, in der verlangt werde, „dass Herr W. unverzüglich unterlässt, zu behaupten, es bestehe eine Verbindung zu RedOne oder seinem Unternehmen.” Der fragliche Produzent habe niemals eine wichtige Rolle im Team gespielt.

Geo Slam hatte zunächst über Monate nicht auf Anfragen reagiert. Auch eine detaillierte Fragenliste ließ er unbeantwortet. Wenige Stunden vor der Veröffentlichung der STRG_F Dokumentation meldete er sich doch über eine deutsche Anwältin. Sie weist alle Vorwürfe zurück und erklärt: „Geo Slam ist ein Musikproduzent, dessen Erfolge in der internationalen Musikindustrie unbestreitbar sind“. Zu den Vorwürfen verbaler sexueller Belästigung sagte sie: „Geo Slam verwahrt sich ausdrücklich gegen die gegen ihn erhobenen MeToo Vorwürfe. Professionelle Zusammenarbeit ist für ihn oberstes Gebot. Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage.“

Mehr Informationen zu STRG_F sind auf der Formatseite zu finden.

 


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