Adidas, Hugo Boss, Puma und Co.: Trotz Zusage offenbar doch Baumwolle aus Xinjiang in Textilien

In Kleidung deutscher Marken wie Adidas, Hugo Boss und Puma gibt es Hinweise auf Baumwolle aus der chinesischen Provinz Xinjiang – das zeigen Recherchen des investigativen funk-Formats STRG_F. Bei dieser Baumwolle besteht ein Risiko, dass sie mit Zwangsarbeit produziert wurde. Deshalb hatten diese Textilunternehmen bisher öffentlich versichert, keine Baumwolle mehr aus Xinjiang zu verwenden. Offenbar ist das aber weiter der Fall, wie STRG_F in Zusammenarbeit mit dem „Agroisolab Jülich“ und der Fachhochschule Niederrhein jetzt herausfand. Mithilfe einer Isotopen-Analyse konnte die Herkunft der Baumwolle bestimmt werden. „Die isotopischen Fingerabdrücke in der Baumwolle sind eindeutig und lassen sich von Baumwolle aus anderen Ländern und selbst anderen chinesischen Regionen unterscheiden“, so Dr. Markus Boner vom „Agroisolab“. Die Recherche erscheint am Donnerstag, 5. Mai 2022, auf dem YouTube-Kanal von STRG_F.

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Berichte über die systematische Unterdrückung ethnischer Minderheiten in Xinjiang, insbesondere der muslimischen Uiguren. So besteht auch der Verdacht, dass diese Minderheiten zur Ernte und Verarbeitung von Baumwolle gezwungen werden. Deshalb haben die USA den Import von Baumwolle aus der Region verboten, zahlreiche große Textilunternehmen geben an, keine Baumwolle aus Xinjiang zu beziehen oder zukünftig nicht mehr beziehen zu wollen. In der EU wird über ein Importverbot bisher nur diskutiert. China hat die Region für unabhängige Journalist:innen abgeriegelt. Auch das STRG_F-Team erhielt keine Visa, um vor Ort recherchieren zu können. Es konnte aber mit zahlreichen im Exil lebenden Augenzeugen sprechen.

Die Nichtregierungsorganisation „European Center for Constitutional and Human Rights“ (ECCHR) hat Strafanzeige gegen die Geschäftsführer mehrerer deutscher Textilunternehmen bei der Generalbundesanwaltschaft erstattet, weil diese problematische Lieferbeziehungen nach Xinjiang haben sollen. Bisher hatte die Generalbundes-anwaltschaft keine Ermittlungen eingeleitet, das ECCHR erhofft sich durch die Recherche neue Bewegung in der Sache.

Auf Nachfrage blieben die Hersteller bei ihrer Behauptung, keine Baumwolle aus Xinjiang zu beziehen. Adidas teilte schriftlich mit, man beziehe Baumwolle ausschließlich aus anderen Ländern. Puma erklärte: „Auf Basis aller gesammelten Informationen, die wir eingeholt haben, und Rückverfolgung sowie Kontrollen, die wir etabliert haben, können wir sagen, dass in unseren Produkten keine Baumwolle aus Xinjiang verwendet wird.“ Hugo Boss erklärte, keine Zwangsarbeit in seinen Lieferketten zu tolerieren und wollte sich nicht weiter zu der Frage äußern, ob sie Baumwolle aus Xinjiang in ihren Produkten ausschließen können. Jack Wolfskin äußert sich nicht konkret zur Frage nach Baumwolle aus Xinjiang. Tom Tailor antworte auf Nachfrage nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Baumwolle aus Xinjiang in Kleidung oder anderen Baumwollprodukten aus China steckt, ist verhältnismäßig hoch. Knapp 90 Prozent der chinesischen Baumwolle und damit mehr als ein Fünftel der weltweiten Baumwolle stammt nach offiziellen Zahlen aus der Region. Die STRG_F-Recherchen zeigen dementsprechend auch, dass Baumwolle aus Xinjiang offenbar nicht nur in Produkten „Made in China“ steckt, sondern auch in Kleidung, die etwa in Vietnam oder Indonesien produziert wurde.

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite im funk Presseportal zu finden.

 


Über funk

funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.

Sechs Grimme-Nominierungen für funk

Wie das Grimme-Institut am 24. Februar 2022 bekannt gab, dürfen sich gleich sechs funk-Formate über eine Nominierung für den 58. Grimme-Preis freuen. In der Kategorie Kinder und Jugend” ist der Film LOVEMOBIL: Dokumentarfilm über Prostitution gefälscht? von STRG_F sowie das Format Sounds Of nominiert. Vier weitere funk-Formate sind um den Spezialpreis in derselben Kategorie mit folgenden Begründungen im Rennen: Die Frage ist für die Kombination von empathischem Umgang mit Protagonist:innen mit sensibler Moderation” nominiert, offen un’ehrlich für das Moderationsteam, die Snapchat-Shows von reporter für die Vermittlung substantieller Inhalte in den herausragend gestalteten Hochformatvideos” sowie Game Two für die originelle Mischung aus Information und Comedy”. 

Der renommierte Grimme-Preis zeichnet Fernseh- und fernsehähnliche Produktionen in Deutschland aus. Nominierungen erfolgen in den vier Wettbewerbskategorien „Fiktion“, „Information & Kultur“, „Unterhaltung“ sowie „Kinder und Jugend“. Verliehen wird der Preis an Formate oder Personen, die sich inhaltlich und qualitativ um die Weiterentwicklung des Mediums verdient gemacht haben. Die Preisverleihung des 58. Grimme-Preises soll am 26. August 2022 stattfinden. 

Über die nominierten Formate: 

STRG_F 

Die Kombination STRG_F steht bei Computertastaturen für „Suche“ – und auch in diesem Format begibt sich ein junges Team von Reporter:innen und Autor:innen auf die Suche. Sie suchen Antworten auf komplexe Fragen, wollen immer weiter wühlen und auch mal einen Selbstversuch wagen. Bei STRG_F wird der ganze Weg miterzählt: die Recherche, die Zweifel, die Haltung der Reporter:innen zu einem Thema, die Erfolge bei einer Suche genauso wie die Momente, in denen Reporter:innen nicht weiterkommen. Alles begleitet mit Kamera und Smartphone. Das Format wird vom NDR für funk produziert.  

Sounds Of 

Jeder Ort hat seinen ganz eigenen Sound. Im Format Sounds Of sammeln Musiker:innen Geräusche an einem für sie besonderen Ort. Danach geht’s ins Studio und mit Unterstützung von Produzent Nisse Ingwersen entsteht aus den Geräuschen ein individueller Song. Neben etablierten Künstler:innen wie Deichkind oder LEA wird auch Newcomer:innen eine Bühne gegeben. Das Format wird von der Kliemannsland GmbH im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit funk produziert. 

Die Frage 

Woran glauben wir? Wie sehr bestimmt Sexualität unser Leben? Und warum sind psychische Krankheiten für viele immer noch ein Tabu? Die Frage ist ein Reporter:innen-Format für junge Erwachsene, das sich in wöchentlich erscheinenden Filmen, Podcasts und auf TikTok wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen widmet. Das Team beschäftigt sich mehrere Wochen und in mehreren Filmen intensiv mit einem Thema. Es bezieht die User:innen dabei aktiv mit ein, zeigt ihnen verschiedenste Perspektiven und Dimensionen auf und gibt Anstoß zu einer eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Format wird vom BR für funk produziert. 

offen un’ ehrlich 

offen un’ ehrlich checkt den aktuellen Social Media-Hype. Das Team nimmt die deutsche Influencer:innen-Landschaft ganz genau unter die Lupe, deckt Fakes von Influencer:innen auf und enttarnt investigativ Betrug und Schwindel im Netz, ist dabei schrill, bunt und schnell geschnitten – eben nicht das typische Recherche-Format.  Das YouTube-Format betrachtet Themen, die aus unserem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken sind und prüft, was wirklich dahintersteckt. Das Format wird vom SR für funk produziert. 

reporter (Snapchat) 

Von gesellschaftspolitischen Fragen bis zu popkulturellen Themen – mit ihren Reportagen bildet reporter die Lebenswelt einer Community ab, die jung, politisch interessiert und weltoffen ist. Die wechselnden Reporter:innen hinterfragen und versuchen zu verstehen, sie überraschen, sind mutig und machen Druck. Die wichtigsten Momente und persönlichen Geschichten ihrer Reportagen zeigt das Format auch auf Snapchat – erzählt in vertical video. Das Format wird vom WDR für funk produziert. 

Game Two 

Gäbe es eine Mischung aus dem Literarischen Quartett und Jackass, würde sie Game Two heißen. Hier zeigen die Rocket Beans ihre Liebe zu Videospielen auf charmant bescheuerte Art und Weise: Aktuelle Game-Reviews, Gaming-News, viel Humor und eine ordentliche Prise Hauen & Pappe – egal ob für Vollblut-Gamer:innen, Gelegenheits-Zocker:innen oder Noobs. Game Two ist Gaming-Show, Informationen aus dem Gaming-Kosmos und Comedy zugleich. Das Format wird von Rocket Beans Entertainment im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit funk produziert.  

 


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funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.

Alkohol, Panikattacken, Burnout – Influencer:innen über psychische Belastungen

Der Stress für Influencer:innen ist offenbar größer, als es der Öffentlichkeit bewusst ist. Nachdem mehrere YouTuber:innen wie Josef Buchholz („Joey‘s Jungle“) und Melina Sophie Baumann („Melina Sophie“) vor wenigen Wochen ihr Aus bekannt gegeben haben, sprechen nun weitere Social-Media-Stars über den Druck in der Branche. „Man hat das Gefühl, man wird die ganze Zeit beobachtet“, sagt YouTuberin Jasmin alias „Gnu“ im Interview mit dem funk-format STRG_F. Mit 1,24 Millionen Abonent:innen auf YouTube gilt sie als Deutschlands erfolgreichste Gaming-Influencerin. Sie beschreibt die Dauerbefassung mit Analytics – dem Nutzungsanalysesystem von YouTube – als belastende Feedback-Schleife. Auch der Arbeitsaufwand sei enorm. „Viele denken, du setzt dich hin, spielst und nimmst Spiele auf“, so die Gamerin. Aber es sei „ultimativ krass viel Stress. 

YouTuber Florian Diedrich alias „LeFloid“ schildert im STRG_F-Interview, wie die Belastung bei ihm zu Alkoholmissbrauch führte. Um sein Pensum und seine Rolle auf dem Kanal erfüllen zu können, habe er irgendwann begonnen, Alkohol zu trinken – auch während der Streams. „Ich habe dann festgestellt, dass ich mich in eine unfassbar ungesunde Richtung entwickle“, so LeFloid. Da habe er die Reißleine gezogen.  

Das Video wird am Dienstag, 1. Februar 2022, ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal von STRG_F zu sehen sein. 

So schillernd die Welt der Influencer:innen oft wirkt, so hart ist das Geschäft. Bei manchen führt der Dauerstress zu schwerwiegenden psychischen Problemen. Roman Lochmann veröffentlichte schon als Jugendlicher gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder unter dem Namen „Die Lochis“ Videos auf YouTube. Im Interview mit STRG_F erzählt er, dass er heute an Angst- und Panikattacken leide. „Da gab es schon wirklich dunkle Phasen, die unmittelbar mit dieser Karriere zu tun haben.“ Inzwischen ist das Brüderpaar ausgestiegen.  

Der Algorithmus der Plattform belohnt diejenigen, die regelmäßig und konstant Neues veröffentlichen. So hat TikTokerin Nadine Breaty, die auf TikTok rund acht Millionen Follower hat, seit anderthalb Jahren keinen Urlaub gemacht. Das letzte Mal, als sie sich ein paar Tage Pause gönnte, habe sie 10.000 Follower auf ihrem Zweitkanal Instagram verloren.  Bei YouTuber Pascal Becker, der als Streamer „Kalle Koschinsky“ bekannt ist, hat die Überarbeitung mit einem Burnout geendet. Dies habe sich lange angebahnt. „Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich überarbeitet bin“, so Becker. „Gerade in unserem Job gibt es kein Krankschreiben“. 

Zur Frage, welche Verantwortung YouTube für die psychische Gesundheit seiner Creator:innen hat, wollte sich die Plattform gegenüber STRG_F nicht äußern.  

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen sind auf der Formatseite im funk Presseportal zu finden. 

 


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Kindesmissbrauch: Ermittler:innen lassen riesige Mengen Fotos und Videos im Netz

Riesige Mengen Fotos und Videos, die schweren sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen, liegen teils jahrelang im Netz, obwohl sie schnell und einfach gelöscht werden könnten. Das zeigen gemeinsame Recherchen des Rechercheformats STRG_F von funk, des ARD-Politikmagazins „Panorama“ und des Magazins „Der Spiegel“. Ermittlungsbehörden wie das Bundeskriminalamt (BKA) lassen die illegalen Aufnahmen oft nicht entfernen, obwohl es eigentlich ihre Aufgabe wäre. Selbst Inhalte beschlagnahmter Server, die das BKA auswertet, sind bis heute online. So sind viele Missbrauchs-Fotos der Pädokriminellen-Plattform „Boystown“, die deutsche Behörden im April 2021 abgeschaltet hatten, weiterhin verfügbar. Die Ermittler:innen hatten vier Drahtzieher von „Boystown“ festgenommen, die Fotos und Videos der Plattform jedoch nicht bei den entsprechenden Speicherdiensten entfernen lassen.

STRG_F veröffentlicht die dazugehörige Recherche am Donnerstag, 2. Dezember, um 17 Uhr auf YouTube. Das Format wird vom NDR für funk produziert.

Hier geht’s zum YouTube-Kanal von STRG_F

Zur Recherche:

Dies hängt mit der besonderen Online-Architektur von Pädokriminellen-Netzwerken wie „Boystown“ zusammen. Zwar nutzen sie zum Betreiben ihrer Plattformen das anonyme Darknet – die Datenmengen ihrer Aufnahmen sind allerdings zu groß, um dort gespeichert zu werden. Daher wählen die Pädokriminellen stattdessen Speicherdienste im gewöhnlichen Internet, um ihr Material dort verschlüsselt hochzuladen. Im Darknet-Forum teilen sie dann nur einen entsprechenden Download-Link, oft mit Passwortschutz. Die Speicherdienstbetreiber ahnen nach Panorama-Recherchen meist nichts davon. Würden diese Links zu illegalen Inhalten auf ihren Servern gemeldet, würden sie diese sehr wahrscheinlich aus dem Netz entfernen.

Im aktuell größten Darknet-Forum, in dem Fotos und Videos von schwerem Kindesmissbrauch geteilt werden, stehen mehr als 20 Terabyte an Bildmaterial zum Download. Das entspricht etwa einem Jahr Video in hochauflösender Qualität. Die Recherchen belegen, dass es sehr einfach wäre, diese Aufnahmen löschen zu lassen. Da Ermittlungsbehörden sich jedoch nicht regelmäßig darum kümmern, können Pädokriminelle solche Fotos und Videos seit Jahren weiterverbreiten.

Im Fall „Boystown“ liegen die Links den Strafverfolgern vor – wurden aber den Speicherdiensten offenbar bis heute nicht gemeldet. Nach den Recherchen von „Panorama“, STRG_F und „Spiegel“ funktionierten die Links auch Monate nach der eigentlichen Abschaltung der Plattform immer noch und wurden zudem von einem User in einem anderen Forum geteilt. Die Fotos und Videos dokumentieren schlimmste Verbrechen an Kindern. Auch das Material sogenannter „Studios“, in denen Kinder „professionell“ sexuell missbraucht werden, ist so online geblieben.

Auf Nachfrage erläuterte der Leiter der Gruppe „Gewalt- und Sexualdelikte“ im BKA, Hans-Joachim Leon, dass es zwar ein „essenzieller Auftrag auch an die Strafverfolgungsbehörden“ sei, Missbrauchs-Dateien aus dem Netz entfernen zu lassen. Gerade bei ihren Ermittlungen im Darknet ließen die Ermittler jedoch nicht löschen. „Unsere Ermittlungen sind täterorientiert. Wir versuchen, die User zu bekommen. Wir sammeln keine Links ein“, sagte Leon. Er verwies auf die personellen Ressourcen, die das Melden der Inhalte in Anspruch nähme – und die dann anderswo fehlten.

Ein Team von NDR-Journalisten konnte jedoch zeigen, dass schon mit überschaubarem Aufwand in kurzer Zeit riesige Mengen in den Darknet-Foren entfernt werden konnten. Sie testeten die Reaktion der Speicherdienste, die von den Pädokriminellen besonders intensiv für die Lagerung ihres Materials genutzt werden. Im derzeit größten Forum sammelten die Journalisten dafür rund 80.000 Links ein. Ergebnis: Alle Dienste – ob inländisch oder ausländisch – entfernten die Inhalte binnen Stunden oder maximal zwei Tagen.

Den Journalisten gelang es auch, Kontakt zum Administrator des Forums aufzunehmen. Er bestätigte, dass Strafverfolgungsbehörden bisher keine Inhalte, die auf seiner Plattform verlinkt sind, systematisch gemeldet hätten – obwohl dies die User:innen „zu Tode nerven“ könnte: Wenn man lang genug lösche, könne es passieren, dass die Leute gehen und die Administratoren „den Laden dichtmachten“.

Erst Mitte November hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bei der Herbsttagung des BKA als dessen oberster Dienstherr darauf hingewiesen, dass die Zahl der Darstellungen sexuellen Missbrauchs stark gestiegen sei, und betont, dass das Bild- oder Videomaterial „auf keinen Fall dauerhaft abrufbar sein“ dürfe. Die Betroffenen würden sonst immer wieder zum Opfer, „und zwar ein Leben lang“. Die Löschung sei unverzichtbar.

Julia von Weiler von der Kinderschutz-Organisation „Innocence in Danger“ fordert die Behörden auf, Missbrauchs-Aufnahmen systematischer entfernen zu lassen: „Wenn diesen Gruppierungen klar wird, dass jemand in ihr Forum eindringen und die Links weitergeben kann, dass Material gelöscht wird, entsteht dort eine massive Verunsicherung.“ Das sei ein wichtiges Signal, dass dort kein rechtsfreier Raum sei.

Für NRW-Innenminister Herbert Reul, der nach diversen Missbrauchsfällen im Bundesland die Zahl der Ermittler:innen vervierfachen ließ, waren die Erkenntnisse der Recherche neu: „Das ist eine ganz interessante und kluge Strategie, gar keine Frage“, sagte der CDU-Politiker im Interview. Er wolle prüfen, ob man künftig stärker löschen lassen könne: „Verbrechen kann man nicht nur mit einem Schlag aufklären, sondern manchmal muss man einfach dranbleiben, nerven, stören, Unruhe verbreiten, es unattraktiv machen, es erschweren.“

Mehr Informationen zu STRG_F sind auf der Formatseite zu finden.

 


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Angeblicher Star-Produzent soll Dutzende Künstler:innen offenbar ausgenommen und unter Druck gesetzt haben

Ein schwedischer Musikproduzent, der Teil des Teams um den Lady-Gaga-Produzenten RedOne war, soll dutzende junge Talente getäuscht, unter Druck gesetzt und finanziell ausgenommen haben. Die Musiker:innen stammen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. In mindestens einem Fall soll der Produzent zudem eine junge Künstlerin verbal sexuell belästigt haben. Er hatte sie aufgefordert, Nacktbilder und Masturbations-Videos zu schicken, angeblich, um für sie Lieder komponieren zu können. Die Künstlerin war in dieser Zeit zur psychiatrischen Behandlung in einer Klinik. Das funk-Format STRG_F sprach mit insgesamt 16 Musiker:innen, die dem Produzenten vorwerfen, sie mit falschen Versprechen teilweise um mehrere zehntausend Euro gebracht zu haben. STRG_F hat zudem Tausende interne Nachrichten sowie Videos, Verträge und Verschwiegenheitserklärungen ausgewertet, die diese Vorwürfe untermauern.

STRG_F veröffentlicht die Recherchen am Sonntag, den 21. November, ab 17 Uhr auf YouTube und in der ARD Mediathek. Erstmals wird das funk-Format unter STRG_F Epic dazu eine 90-minütige Dokumentation zeigen. Gemeinsam mit funk plant STRG_F unter diesem Label in unregelmäßiger Folge weitere XXL-Highlight-Dokumentationen zu veröffentlichen. STRG_F wird vom NDR für funk produziert.

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Zur Recherche

Der Produzent, der sich selbst Geo Slam nennt, war jahrelang für den international erfolgreichen Produzenten RedOne tätig, der unter anderem Hits für Lady Gaga, Jennifer Lopez und Jason Derulo geschrieben und produziert hat. Geo Slam legte nahe, er sei ein wichtiger Mitarbeiter bei RedOne und an vielen dieser Produktionen direkt beteiligt gewesen, kenne viele der Stars persönlich. Tatsächlich taucht Geo Slam auf Fotos und in einem Video gemeinsam mit dem Star-Produzenten RedOne auf. Für die Nachwuchstalente, die er betreute, war das ein Grund, ihm zu vertrauen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Auch viele Journalist:innen glaubten seine Geschichte und veröffentlichten Interviews und Artikel über den angeblichen Star-Produzenten Geo Slam.

Die Familie des damals noch minderjährigen Silas Huusom aus Dänemark zahlte rund 27.000 Euro an Geo Slam, weil dieser ihm eine EP mit drei Songs und eine Vermarktung über seine angeblichen Kontakte in Hollywood in Aussicht stellte. In einem Kopenhagener Hotel fanden dann mehrtägige Gesangsaufnahmen statt. Am Ende wurde nicht ein Song veröffentlicht. Als Huusom über eigene Kontakte tatsächlich eine Auftrittsmöglichkeit vor Justin Bieber erhielt, verhinderte der angebliche Star-Produzent dies, indem er den Auftritt untersagte und die dafür notwendigen Songs nicht bereitstellte.

Auch andere Musikerinnen berichten STRG_F von hohen Summen, die sie für Aufnahmen, oft in noblen Hotels, zahlen mussten. In einem Fall sollen es laut der betroffenen Musikerin rund 40.000 Euro sein. Alle Betroffenen können durch private Nachrichten des Produzenten belegen, dass ihnen nicht nur große Karrieren in Aussicht gestellt, sondern sie teilweise erheblich unter Druck gesetzt wurden, diese Summen zu bezahlen. Die Nachrichten belegen ebenfalls, dass der angebliche Starproduzent wiederholt behauptete, er selbst und große Investoren hätten mehrere hunderttausend Euro in die Karrieren der Sänger:innen investiert, sie selbst müssten deshalb nur noch einen kleinen Prozentsatz der Kosten beisteuern. Belege für die angeblichen Investoren lieferte er auf Anfrage von STRG_F keine. Die Recherchen legen außerdem nahe, dass der Produzent unter anderem Anwaltsschreiben sowie E-Mails eines angeblichen Managements gefälscht hat.

STRG_F hat sowohl den Produzenten RedOne als auch die Künstler:innen, mit denen Geo Slam gearbeitet haben will, angefragt. Jason Derulo distanzierte sich über sein Label Atlantic Records scharf von dem angeblichen Star-Produzenten: „Weder Jason Derulo noch Atlantic Records haben mit jemandem mit dem Namen Geo Slam zusammengearbeitet oder von ihm gehört. Wir bedauern zu hören, dass aufstrebende Künstler so betrogen werden und sind empört, dass jemand unsere Namen in Zusammenhang mit seinem Betrug benutzt.”

Auf Anfrage erklärte ein Manager von RedOne, man habe dem Produzenten Geo Slam eine Abmahnung geschickt, in der verlangt werde, „dass Herr W. unverzüglich unterlässt, zu behaupten, es bestehe eine Verbindung zu RedOne oder seinem Unternehmen.” Der fragliche Produzent habe niemals eine wichtige Rolle im Team gespielt.

Geo Slam hatte zunächst über Monate nicht auf Anfragen reagiert. Auch eine detaillierte Fragenliste ließ er unbeantwortet. Wenige Stunden vor der Veröffentlichung der STRG_F Dokumentation meldete er sich doch über eine deutsche Anwältin. Sie weist alle Vorwürfe zurück und erklärt: „Geo Slam ist ein Musikproduzent, dessen Erfolge in der internationalen Musikindustrie unbestreitbar sind“. Zu den Vorwürfen verbaler sexueller Belästigung sagte sie: „Geo Slam verwahrt sich ausdrücklich gegen die gegen ihn erhobenen MeToo Vorwürfe. Professionelle Zusammenarbeit ist für ihn oberstes Gebot. Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage.“

Mehr Informationen zu STRG_F sind auf der Formatseite zu finden.

 


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Christliche Sekte OCG: Sohn des Gründers warnt vor Radikalisierung in der Coronakrise

Simon Sasek, Sohn des Gründers der „Organischen Christus-Generation“ (OCG), warnt vor den zunehmenden Gefahren für die Demokratie durch die religiöse Sekte. Im Interview mit dem funk-Format STRG_F erklärt er, dass sein Vater Ivo Sasek mit Corona-Falschnachrichten die Gesellschaft spalten wolle, um eine Protestbewegung zu formen. „Die Pandemie war die Steilvorlage, den Propheten zu performen“, so Sasek. „Das soll sich niederschlagen in politischer Macht“. Die Radikalisierung der OCG bereite ihm große Sorgen. Simon Sasek war vor fünf Jahren aus der OCG ausgestiegen und hat STRG_F sein erstes Interview gegeben.

Der Sektenbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens, Harald Lamprecht, hält die OCG angesichts ihrer wachsenden Radikalisierung für einen Fall für den Verfassungsschutz. Die Bewegung greife die Grundlagen der Demokratie an: „Ich halte es für gefährlich, dass die OCG im Laufe der letzten Jahre immer mehr in den Bereich der Politik gegangen ist. Das ist wie eine tickende Zeitbombe.“ Ihm mache Sorgen, dass sich Anhängerinnen und Anhänger der OCG weiter radikalisierten und aus religiösen Metaphern irgendwann Taten werden könnten, so Lamprecht gegenüber STRG_F. Das Video zur Sekte OCG ist seit Dienstag, 16. November, auf YouTube zu sehen:

                                                                                                                 Hier geht’s zum Video

Die christlich-fundamentalistische Gemeinschaft mit Sitz in der Schweiz hat nach Schätzungen 2000 bis 3000 deutschsprachige Mitglieder. Über eigene Internet-Plattformen wie Klagemauer-TV (kla.tv) erreicht die OCG jedoch zehntausende Menschen und verbreitet regelmäßig Hetze gegen die Coronamaßnahmen. Zudem bot die OCG unter anderem einer Holocaustleugnerin ein Forum. Im vergangenen Jahr war publik geworden, dass Sektenmitglieder für eine Art „Feindesliste“ zum Teil sensible Daten von Politiker:innen und Journalist:innen gesammelt hatten. Anfang des Jahres veröffentlichte Verschwörungsideologe Xavier Naidoo auf kla.tv ein Musikvideo, in dem er mit bekannten rechtsradikalen Musikern auftritt.

Im Interview mit STRG_F spricht Sektenaussteiger Simon Sasek, der auch auf einem eigenen YouTube-Kanal vor der Sekte warnt, zudem über seine Kindheit und Jugend im Herzen der christlichen Bewegung. Als ältestes von elf Kindern setzte der Vater offenbar große Hoffnungen in ihn. Er sollte einmal der Nachfolger seines Vaters werden. Doch Simon Sasek berichtet von körperlichen Züchtigungen und wachsenden Zweifeln, die letztlich zum Bruch mit der OCG geführt hätten.

Gefragt nach den Vorwürfen seines Sohnes, wiederholt Ivo Sasek in einem Schreiben an das funk-Format seine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Medien: Der „Mainstream-Journalismus“ fungiere als „Handlanger hochkrimineller Seilschaften“, die unter Verdacht stünden, an einer „strategische Völkerauslöschung“ zu arbeiten. Deshalb und aus persönlichen Gründen beantworte er keine Fragen.

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Weitere Informationen und Bildmaterial stehen auf der Formatseite zur Verfügung.

 


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Ermittlungen gegen Attila Hildmann: Generalstaatsanwaltschaft Berlin enttarnt Spitzel in eigener Behörde

Bei den Ermittlungen gegen den Verschwörungsideologen Attila Hildmann hat es in der Berliner Justiz offenbar einen Maulwurf gegeben. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Berliner Generalstaatsanwaltschaft steht nach ARD-Recherchen in Verdacht, Informationen an den Beschuldigten Hildmann weitergegeben zu haben.

Nach Informationen des ARD-Politikmagazins Kontraste und des Rechercheformats STRG_F, das der NDR für funk produziert, handelt es sich um die 32-jährige M. aus Berlin. Sie soll unter anderem auf Unterlagen zum Ermittlungsverfahren gegen Hildmann zugegriffen haben. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin bestätigte nun auf Anfrage, dass gegen eine ehemalige Angestellte aus der IT-Abteilung der Behörde wegen des Verdachts der Verletzung des Dienstgeheimnisses und der versuchten Strafvereitelung ermittelt werde. Der Mitarbeiterin wurde laut Behörde fristlos gekündigt.

Auf die Spur der Mitarbeiterin M. kam die Generalstaatsanwaltschaft dadurch, dass die 32-Jährige mehrfach bei Polizeieinsätzen aufgefallen sein soll. Unter anderem identifizierte die Polizei M. im Umfeld eines Aktivisten der Querdenker-Szene. Daraufhin habe die Generalstaatsanwaltschaft im Mai überprüft, auf welche Daten die damalige System-Administratorin in letzter Zeit zugegriffen habe, sagt Sprecher Martin Steltner auf Anfrage. „Es ergaben sich unberechtigte Abfragen zu verschiedenen Personen der rechtsextremen und der Querdenker-Szene“, so Steltner. Daraufhin wurde im Juli die Wohnung der Verdächtigen M. in Berlin durchsucht und es wurden Datenträger sichergestellt.

Neben der Weitergabe von Daten soll die Beschuldigte Hildmann auch Anfang des Jahres in der Türkei besucht haben. Dies behauptet ein ehemaliger Weggefährte von Hildmann, Kai Enderes, im Interview mit Kontraste und STRG_F. M. habe auch den Haftbefehl an Hildmann weitergegeben, so Enderes.

Die Justiz will nun Konsequenzen aus dem Datenskandal in der Generalstaatsanwaltschaft ziehen. Es soll zukünftig umfassender erfasst werden, wer wann auf welche Dokumente zugegriffen hat. Außerdem prüft die Strafverfolgungsbehörde, wie man die Daten in sensiblen Ermittlungsverfahren besser vor unberechtigtem Zugriff schützen kann, sagt ein Sprecher der Berliner Justizverwaltung auf Anfrage.

Die ehemalige Justizmitarbeiterin M. wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. Hildmann, der Kontraste und STRG_F ein Interview gegeben hat, wollte sich zu den konkreten Vorwürfen nicht äußern.

Gegen Hildmann laufen seit vergangenem Jahr Strafverfahren wegen zahlreicher Taten, darunter Volksverhetzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Hildmann, der die deutsche und türkische Staatsangehörigkeit hat, soll sich derzeit in der Türkei aufhalten. Die Türkei liefert türkische Staatsangehörige nicht aus.

Sendehinweis:

STRG_F, Montag, 1. November, 17.00 Uhr: https://www.youtube.com/c/STRGF

Kontraste, Donnerstag, 4. November, 21.45 Uhr, Das Erste

Mehr Informationen zu STRG_F sind der Formatseite zu entnehmen.

 


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xHamster: Russische Unternehmer stecken offenbar hinter Deutschlands größtem Pornoportal

Hinter xHamster, der meistbesuchten Pornoplattform Deutschlands, stecken offenbar zwei Unternehmer aus Russland mit fragwürdiger Vergangenheit. Das legen monatelange Recherchen des Reportageformats STRG_F (NDR/funk) und des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL nahe.

Die Männer Oleg Netepenko und Dmitry Gusev haben demnach als Eigentümer der zypriotischen IT-Firma Wisebits über ein komplexes Offshore-Firmennetzwerk ihre Verbindungen zur Pornoplattform xHamster verschleiert.

xHamster wurde erstmals im Jahr 2007 registriert, zunächst anonym, wenig später kann sie auf Netepenko und eine Moskauer Adresse zurückgeführt werden. Zur gleichen Zeit gründete der Unternehmer zahlreiche weitere Pornoplattformen, einige davon mit möglicherweise strafrechtlich relevanten Inhalten. Offenbar wurde aus rechtlichen Gründen mindestens eine der von Netepenko registrierten Websites gelöscht: Sie zeigte womöglich Bilder von Kindern oder Jugendlichen oder verlinkte darauf und landete deshalb in Finnland auf einer Sperrliste für Kinderpornografie. xHamster stand zuletzt immer wieder in der Kritik wegen missbräuchlicher Inhalte. So wurden beispielsweise Videos, die ohne das Einverständnis der abgebildeten Personen auf die Plattform geladen wurden, nicht oder nur unzureichend gelöscht.

Dmitry Gusev, der mutmaßlich zweite Mitgründer der Website, gab sich in der Vergangenheit gegenüber Medien offenbar unter dem Pseudonym Alex Hawkins als Vizechef von xHamster aus. Auch der SPIEGEL ließ Hawkins unter diesem Namen zu Wort kommen. Gusev hält heute zehn Prozent an Wisebits. Oleg Netepenko ist mit 90 Prozent der Anteile Mehrheitseigentümer des Unternehmens.

Gegen mindestens eines der Unternehmen, die zu Wisebits gehören, lag nach Informationen von STRG_F und SPIEGEL eine Geldwäscheverdachtsmeldung vor, ausgelöst durch eine Überweisung auf die britischen Jungferninseln. Zahlungen des Unternehmens Hammy Media über eine Schweizer Privatbank führten im Jahr 2016 zu zwei weiteren Meldungen. Antworten auf die Fragen von STRG_F und SPIEGEL gaben Netepenko und Gusev nicht.

STRG_F sendet eine Reportage dazu am Sonntag, 17.10., 18:00 auf YouTube: https://www.youtube.com/c/STRGF/featured

 


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funk ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für 14- bis 29-Jährige bietet. Die über 60 funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf Facebook, YouTube, Snapchat und Instagram sowie auf funk.net zu finden. Die Inhalte entstehen in Redaktionen von ARD und ZDF in ganz Deutschland und zusammen mit Creator:innen und Produzent:innen. funk arbeitet mit etablierten Köpfen der Webvideo-Szene zusammen, unterstützt und fördert aber auch Newcomer:innen. Die funk-Zentrale in Mainz trifft strategische Entscheidungen, entwickelt das Angebotsportfolio und optimiert zusammen mit den Partner:innen die Formate.

Nachfrage nach Luxusartikeln bei Jugendlichen steigt stark an – Rapper Kontra K: „Wir haben ziemlich viel verkackt“

Rap feiert Bling Bling, fette Marken – Luxus. Nach einer Erhebung des funk-Formats STRG_F enthält fast die Hälfte der Rap-Hits der vergangenen fünf Jahre Markennamen. Untersucht wurden alle Rap-Songs, die in den nationalen Singlecharts auf Platz 1 landeten. In 31 von 71 untersuchten Titeln werden Marken besungen. Am häufigsten geht es dabei um Gucci (13 Songs), danach folgen Louis Vuitton in acht Songs sowie Rolex und Prada (jeweils fünf Songs). Songs, die die Marke explizit im Titel erwähnen, erzielen immer wieder besonders hohe Resonanz. So hat der Song „Gucci Gang“ des US-Rappers Lil Pump 1 Milliarde Aufrufe auf YouTube und das Stück „Nur noch Gucci“ des deutschen Musikers Capital Bra 59 Millionen Aufrufe.

Gleichzeitig steigt der Umsatz mit persönlichen Luxusgütern bei der nach 1995 geborenen „Generation Z“ stark an. Nach Angaben der Unternehmensberatung Bain & Company ist der Anteil dieser Gruppe am Gesamtumsatz der Luxusmarken in den vergangenen fünf Jahren von einem auf 13 Prozent gestiegen – obwohl sie statistisch gesehen am wenigsten Geld hat. STRG_F hat über diese Entwicklung mit Rapper Kontra K. gesprochen. Kontra K., der früher in seinen Musikvideos selbst teure Markenklamotten trug, zeigt sich angesichts dieses Trends selbstkritisch. „Wir Rapper haben ziemlich viel verkackt“, so der 34-Jährige im Interview mit STRG_F. „Zu sagen, ja, sind nicht unsere Kinder, ist die billigste Ausrede.“ Rap habe wichtigen Einfluss und forme die nächste Generation. „Früher ging es darum, wie krass man war. Heute geht es darum, welche krassen Sachen du hast. Wer hat die krasseste Kette? Wer zieht die krassesten, teuersten Schuhe an? Wer hat die limitierte Auflage von what the fuck?! Hauptsache, es kostet viel Geld. Und das ist Quatsch.“

Die Reportage über Markenprodukte und die Zunahme illegaler Fakes sendet STRG_F am Dienstag, 7. September, ab 17 Uhr auf seinem YouTube-Kanal.

 

STRG_F wird vom NDR für funk produziert. Mehr Informationen zum Format sowie Bildmaterial gibt es auf der Formatseite im funk-Presseportal.   

 


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US-General Petraeus im Interview bei STRG_F

US-Präsident Biden und die Bundesregierung machen fehlenden Kampfwillen der afghanischen Armee für den Erfolg der Taliban verantwortlich. Im Interview mit dem Onlineformat STRG_F, das der NDR für funk produziert, widerspricht der ehemalige Kommandeur der US-Streitkräfte in Afghanistan, David Petraeus. „Sie hatten plötzlich keine Rückendeckung mehr“, sagt Petraeus mit Blick auf die afghanischen Streitkräfte. „Unsere Luftwaffe war weg“. Das Interview wird am Freitag, 20. August, um 17.00 Uhr auf dem YouTube-Kanal STRG_F veröffentlicht.

Er habe als Kommandeur in Afghanistan selbst erlebt, in welch riesiger Anzahl afghanische Sicherheitskräfte kämpften und starben. Nach dem Abzug der US-Luftwaffe sei aber die wichtige Rückendeckung aus der Luft weggefallen. „Wie kann man von Streitkräften erwarten, dass sie kämpfen, wenn sie wissen, dass keiner mehr zur Unterstützung kommt?“, so Petraeus.

Der US-General widerspricht damit der Darstellung von US-Präsident Biden, der die Schuld für den schnellen Erfolg der Taliban auf die afghanische Armee geschoben hatte. „Amerikanische Truppen können und sollten nicht in einem Krieg kämpfen und sterben, den die afghanischen Streitkräfte selbst nicht zu kämpfen gewillt sind“, hatte Joe Biden diese Woche gesagt. Auch die Bundesregierung hatte sich dieser Darstellung angeschlossen. Man habe die „Durchhaltefähigkeit und den Durchhaltewillen der der afghanischen Armee falsch eingeschätzt“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die afghanischen Streitkräfte seien nicht bereit gewesen „sich den Taliban entgegenzustellen“, so Außenminister Heiko Maas.

US-General Petraeus sagt im STRG_F-Interview, er finde die Aussage von Joe Biden bedauerlich. „Die Fakten sind, dass 27 Mal so viele afghanische Sicherheitskräfte im Kampf für ihr Land gestorben sind als US-Amerikaner“, so Petraeus. Tatsächlich starben nach Angaben der Brown University 2442 US-Amerikaner und mindestens 66000 afghanische Sicherheitskräfte in dem 20-jährigen Krieg.

Petraeus war von Juni 2010 bis Juli 2011 Kommandeur der US- und Nato-Streitkräfte in Afghanistan, bevor er CIA-Chef wurde. Im STRG_F-Interview kritisiert er die politischen Entscheidungsträger für den chaotischen US-Abzug. „Die Situation, in der sich die afghanischen Streitkräfte als Resultat unserer politischen Entscheidung befanden, war eine ausweglose“, so Petraeus. Er selbst und führende Militärs hätten vorgeschlagen, eine geringe Streitkraft mit Drohnen- und Luftunterstützung im Land zu lassen. „Ich glaube, das hätte die jetzige Situation verhindert.“

Petraeus hatte sich in seiner Zeit als Kommandeur dafür eingesetzt, Terrorismusbekämpfung mit dem Aufbau eines funktionierenden Staates zu verbinden, dem sogenannten nation-building. US-Präsident Joe Biden sagte dagegen diese Woche, es habe bei dem US-Einsatz nie um den Aufbau eines Staates gehen sollen, sondern rein um Terrorismusbekämpfung. Der US-Präsident verbuchte den Afghanistaneinsatz demnach als Erfolg: „Unsere Mission, die Terror-Gefahr von al Quaida zu reduzieren und Osama bin Laden zu töten, war ein Erfolg“, so Biden. General Petraeus sagte dazu gegenüber STRG_F: „Ich weiß nicht, wie die Machtübernahme der Taliban als positive Entwicklung für die nationale Sicherheit der USA gedeutet werden kann.“

 


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